Ostseestädter sind nun offiziell Europapokal-Sieger-Besieger
Generalprobe geglückt – der F.C. Hansa Rostock schlägt den Europa League-Sieger FC Sevilla mit 2:1. Gerade in der ersten Halbzeit setzte man die Spanier unter Druck und konnte immer wieder Pressingmomente erzeugen und Konterchancen kreieren. Zwei dieser Gelegenheiten verwertete die Kogge souverän – in der 10.Minute fängt Kai Pröger einen zu kurz geratenen Rückpass der spanischen Fußball-Ikone Jesus Navas ab, bleibt cool, umkurvt Keeper Dmitrovic und legt das Leder ins verlassene Tor. In der 33.Minute ist es erneut der starke Pröger, der einen Ball erläuft, den Sevilla-Torhüter aussteigen lässt und den Ball in die Mitte legt, wo Bachmann ihn nur noch über die Linie schieben muss. In der zweiten Hälfte flacht die Partie ab, Rafa Mir verkürzt für Sevilla (63‘). Letztendlich können die Jungs aus der Hansestadt die Führung über die Zeit bringen und beenden die Saisonvorbereitung somit mit einem achtbaren Erfolg.
Hansa präsentiert sich flexibel und konterstark
Hansa zeigt in diesem Spiel vorallem eines – Flexibilität. Alois Schwartz hat seine Mannschaft taktisch sehr gut eingestellt. Gegen den Ball agierte man vor allem in einem 5-3-2. Rossipal, der etatmäßige Linksverteidiger, rückt dabei in die Dreier-Abwehrkette ein, während Schumacher die linke Flügelverteidigung besetzt und damit den Gegenpart zu Nico Neidhart spielt. Dennis Dressel agiert im ganzen Spiel als tiefer Sechser und fokussiert sich somit vor allem auf den defensiven Part. Sein Nebenmann Bachmann bekleidet eine freie Position und ist vorne, wie hinten zu finden. Wenn Hansa nun den Ball erobert, wird schnell umgeschalten. Der ballnahe Wingback, meist Schumacher, geht in die Offensive. Es folgt häufig der vertikale Pass auf Kinsombi, Pröger oder Ingelsson, die sofort starten und sich in freie Räume orientieren. So durchbrach man häufig die Kette des spanischen Champions League-Teilnehmers und konnte sich Konterchancen erspielen. Gerade in den ersten 35 Miunten überforderte man Sevillas Hintermannschaft komplett. In der Offensivbewegung ändert sich taktische Formation hinzu einem asymmetrischen 4-3-1-2 oder 4-1-4-1. Diese lässt jedoch nur schwer bestimmen, weil die Laufwege der Offensivspieler und ihr gegenseitiges Verhältnis unglaublich variabel waren. Ständig tauscht man Seiten und Position. Weiterhin auffällig ist die Orientierung auf eine Seite: Sobald Hansa den Ball erobert hat, besetzte man eine Seite des Spielfeldes mit übermäßig vielen Spielern, um einerseits Anspieloptionen zu schaffen und anderseits freie Räume an anderer Stelle, in die die schnellen Spieler reinstechen können, zu kreieren.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Doch Probleme gab es dennoch – nachdem Sevilla adaptierte, konnte man kaum Gefahr entwickeln. Sobald man gegen Teams spielt, die etwas tiefer stehen, fehlen Ideen und Durchschlagskraft. Ingelsson ist zwar als Konterstürmer klasse, man sieht ihm jedoch an, dass er keine echte Neun ist. Sobald wir auf Mannschaften treffen, die nicht den Anspruch haben, das Spielgeschehen zu lenken, könnte es schwierig werden. Räume erhält man dann höchstens auf Außen, ein kopfballstarker Stürmer im Zentrum wäre wünschenswert.
Ein achtbarer Erfolg voller Erkenntnis
Was lässt aus der Generalprobe mitnehmen: vorsichtige Euphorie und leichte Skepsis. Hansa hat sich stark präsentiert und ein gutes Spiel gemacht. Sevilla trat besetzt mit Legenden wie Rakitic oder Navas, Weltmeister Acuna und zahlreichen weiteren Nationalspielern an. Man hat den Qualitätsunterschied deutlich merken können, aber die Spanier waren offensichtlich nicht gut vorbereitet. Auch muss man natürlich festhalten, dass den Andalusiern noch drei Wochen bis Saisonstart bleiben, sie also noch nicht in der Nähe der Wettkampfform sind. Wir Hansa-Fans sollten aufpassen, nicht übermütig zu werden. Testspiel bleibt Testspiel. Aber uns freuen und auf eine gute Partie zurückblicken, können wir allemal.