An einem Tag im Spätsommer 2016 schallte Hansa-Forever durch das weite Rund. Doch nirgends waren die Spieler der Kogge, geschweige denn die Fans der Ostseestädter, im Stadion zu sehen. Der Geruch von Bratwurst, Bier und Zigaretten fehlte ebenfalls. Es war menschenleer. Zumindest fast. 15 Schüler und Schülerinnen aus den USA waren für einen ganz besonderen Besuch nach Rostock angereist. Mit dabei: Rick Beck, ihr Deutschlehrer. Ein Mann mit einer ganz speziellen Verbindung zum FC Hansa, der gerade damit beschäftigt war, mit seiner Schulklasse beherzt die Hansa-Hymne zu singen – auf Deutsch natürlich!
Alles begann 1997. In diesem Jahr beteiligte er sich an einem Programm für Austauschlehrer und knüpfte in Güstrow, etwa 30 Kilometer von Rostock entfernt, seine ersten Kontakte auf mecklenburgischem Boden. Rick bemerkte relativ schnell, dass es im Nordosten Deutschlands einen großen Fußballclub gab, der in der Bundesliga für Furore sorgte. In Amerika steckte die Entwicklung des Fußballs im Vergleich zu Europa noch in den Kinderschuhen und war keinesfalls eine weitverbreitete oder gar beliebte Sportart. Immerhin hatte die WM 1994 in den USA für einen ersten großen Aufschwung gesorgt. Aus diesem Grund wollte sich Rick am 18. Oktober desselben Jahres einen ersten Eindruck von der deutschen ‚Fußballgangart‘ verschaffen und dem FC Hansa gegen Schalke 04 im altehrwürdigen Ostseestadion zusehen. Dabei schoss die Kogge den damals frisch gebackenen UEFA-Cup Gewinner mit 4:1 aus dem Stadion. Und Rick? Der war erstaunt und „fasziniert“ von der Spielweise der Blau-Weißen Spielweise.
Zwei Jahre später kam der Ball erst richtig ins Rollen. 1999 wurde die John-Brinkmann Schule in Güstrow Partnerschule der West Valley Highschool. Kein Zufall, da Rick den Kontakt zur Hansestadt nicht abreißen wollte – und zum FC Hansa. Seit jeher veranstaltet er alle zwei Jahre einen Schüleraustausch, wo auch ein Besuch im Ostseestadion des Deutschlehrers mit seiner aktuellen amerikanischen Klasse nicht fehlen darf.
Und jetzt, seit mehr als 20 Jahren, ist der Koggenclub aus den didaktischen Mitteln des US-Amerikaners nicht mehr wegzudenken. Wie kann man am besten Deutsch lernen? Ganz einfach: Indem Fragen zu den jeweiligen Spiel beantwortet werden, die gerade anstehen. Dabei geht es vor allem darum, beispielsweise die Torschützen aufzuzählen oder wichtige Spielereignisse zu rekonstruieren und zu beschreiben. Und jedes Mal, wenn Hansa als Gewinner vom Spielfeld geht, wird in der Klasse lautstark ‚Hansa-Forever‘ gesungen. Weil die Kogge zumeist am Wochenende spielt, kann die Klasse mit ein wenig Glück am Montag mit viel Schwung und Elan in die neue Woche starten, während Rick vorne steht und die Hymne anstimmt. Aber auch bei einer Niederlage ist das Hansa-Fieber in Yakima alles andere als erloschen und die Hymne wird trotzdem gesungen.
Aufgrund der Zeitverschiebung steht Rick sogar extra früh am Wochenende auf, um die Spiele genauestens verfolgen zu können. Sei es im Fernsehen, im Radio oder ‚nur‘ im Liveticker. Für ihn ist Hansa überall. Auch auf der anderen Seite der Erdkugel scheint der Klub aus dem hohen Norden so nah und unmittelbar zu sein. Für Rick ist der Verein jeden Tag allgegenwärtig. Selbst beim Unterricht, wenn es mal wieder heißt: ‚Hansa Forever, für alle Zeit!‘