Die Riesenchance
In der 77. Minute hatten die rund 24.000 Rostocker den Torschrei schon auf den Lippen und die Arme schon zum Jubeln angesetzt, doch das Abwehrbein von Klemens machte im letzten Moment ein ekstatisches Ostseestadion zunichte. Perea konnte es nicht glauben. Erst recht nicht, als Schiedsrichter Petersen auf Offensivfoul entschied – in der Nachbetrachtung die korrekte Entscheidung. Es war in der besten Phase der Rostocker gleichzeitig auch die größte Chance doch noch drei Punkte an der Ostsee zu behalten. Dennoch: Nach dem Schlusspfiff stand das gesamte Stadion auf und applaudierte der Mannschaft für einen großen Kampf gegen den langsam ins Rollen kommenden Bundesliga-Absteiger. Und das völlig zu Recht.
Defensiv stabil
Nach der mehr als bitteren Pokalpleite am vergangenen Mittwoch gegen Nürnberg zeigte sich die Mannschaft von Trainer Alois Schwartz giftig in den Zweikämpfen, ließ vor allem in der 1. Hälfte kaum Chancen auf Seiten der Gäste zu. Allen voran Vasiliadis und David stachen bei der Defensivarbeit besonders hervor. Vorne ging jedoch erstmal nicht viel. Ein Fernschuss von Brumado (26.) und Roßbachs zu ungenaue Ballannahme direkt vor dem gegnerischen Gehäuse (32.) waren noch die gefährlichsten Aktionen auf Seiten der Blau-Weißen. Dass währenddessen einige Böller aus der Hertha-Kurve das Stadion zum Beben brachten, sorgte indes für wenig Unachtsamkeit in der Hintermannschaft. Einzig und allein die Ecken(varianten) waren abermals eine absolute Katastrophe.

Das Gebälk schepperte
Das Gebälk zum Beben brachte hingegen der schon erwähnte Klemens, der kurz nach der Pause (52.) eine unübersichtliche Situation vor dem Hansa-Strafraum (fast) ausnutzen konnte und die Kugel an den rechten Pfosten hämmerte. Genau zehn Minuten später wackelte abermals das Tor der Rostocker, doch glücklicherweise setzte der umtriebige Reese den Ball an die Latte. Hertha war am Drücker und machte in der Folge durch Kenny richtig ernst. Dessen Schuss ins kurze Eck wurde – nach einem schön vorgetragenen Angriff der Berliner auf dem rechten Flügel – von Kolke stark pariert. Das ganze Stadion atmete anschließend tief durch und peitschte die Schwartz-Elf nochmal an.
Wirksame Einwechslungen
Dies und die Einwechslungen von Fröling und Perea zeigten Wirkung. Von der Alten Dame kam in den letzten 20 Minuten nichts mehr und ließ sich hinten reindrücken. Fröling eroberte den Ball in der 74. Minute stark, setzte sich Außen robust gegen Zeefuik durch und passte butterweich auf Dressel, der sofort abzog und Torhüter Ernst zu einer fulminanten Parade zwang – leider zu zentral. Die schon besagte Chance von Perea kurz danach hätte den kleinen Hansa-Sturmlauf vollenden können. Doch am Ende muss sich die Kogge mit einem 0:0 der besseren Art und Weise zufrieden geben.
Leichter Aufwärtstrend
Dieses Ergebnis ist aus meiner Sicht das verdiente Resultat einer stetigen Leistungssteigerung in den letzten Spielen. Schon gegen Kiel zeigte man gute Aktionen, die jedoch durch die unübersehbare Standardschwäche zunichte gemacht wurden. Gegen Nürnberg verpasste man höchst unglücklich den Befreiungsschlag aus der Ergebniskrise, der meiner Ansicht nach absolut verdient gewesen wäre. Vorne zeigte man sich galliger und gefährlicher, doch am Ende fehlte die letzte Konzentration, was sich die Mannschaft ankreiden muss.
Es ist also ein leichter Aufwärtstrend zu erkennen. Gegen den direkten Konkurrenten Magdeburg, welcher sich ebenfalls momentan sehr schwer tut, ist im zweiten Ost-Duell in Folge ein Auswärtssieg allemal drin. Sofern nicht wieder im letzten Moment ein Abwehrbein dazwischenfunkt.