Warum Alois Schwartz der richtige Trainer für Hansa in der aktuellen Situation ist?
Keine kopflosen Entscheidungen treffen
Die teils berechtigte Kritik an Alois Schwartz wurde nach dem Fürth-Spiel besonders laut und reißt aktuell nicht ab. Doch bereits jetzt den Rausschmiss des Trainers zu fordern, wäre für den Verein ein Rückgriff zu altbekannten Mustern und alles andere als ein Schritt in die richtige Richtung.
Angenehme Ausgangslage
Schauen wir zunächst auf die Fakten: Die Kogge steht mit aktuell zwölf Zählern nach neun Spieltagen auf Platz 12 der Tabelle. Das Torverhältnis ist mit zehn eigenen Toren und dreizehn Gegentoren im Vergleich zu der Konkurrenz in der unteren Tabellenhälfte alles andere als ein Grund zur Besorgnis. Ebenso ist die Punkteausbeute zum jetzigen Zeitpunkt absolut in Ordnung und im Vergleich zur letzten Saison unverändert. Zur Erinnerung: Es geht auch in dieser Spielzeit einzig und allein um den Klassenerhalt. Schwartz hat also vor der Saison ein klar festgelegtes Ziel vorgesetzt bekommen. Zu einer merklichen spielerischen Weiterentwicklung würde man natürlich nicht Nein sagen, aber diese Ebene ist aus meiner Sicht (noch) als Zusatzpunkt einzuordnen.
Pluspunkt Rotation
Dennoch will ich hier auch die Probleme nicht gänzlich unter den Tisch kehren und betonen, dass die leicht für den Gegner auszumachende und simple Spielidee aktuell zu wenige Erfolgserlebnisse hervorbringt. Gerade mit diesem zum Teil technisch versiertem Kader um Vasiliadis, Singh und Co. ist die Spielweise aktuell ziemlich dürftig. Das sind offenkundige Baustellen, die Schwartz jedoch sehr wohl erkennt. Es ist ja nicht so, dass er überhaupt keine Veränderungen vornimmt. Ein formschwacher Bachmann wurde bereits für Vasiliadis ersetzt, der vor allem gegen Braunschweig überzeugen konnte. Auch ein kriselnder Pröger bekam eine kurze (Denk)-Pause, wodurch Brumado den Vortritt bekam. Das Gleiche gilt für Neidhart, welcher durch Strauß in den letzten beiden Spielen ersetzt wurde.
Von Sturheit und Konservativität kann hier also keine Rede sein. Ruhig und direkt Zusammen mit seinem langjährigen Co-Trainer Moutas bringt das Duo auch genügend Erfahrung mit, um Fehler einzusehen und zu reagieren, sodass dementsprechend auch an der Taktik nochmal mit Sicherheit gefeilt wird. Beide haben lange Zeit in Karlsruhe und Sandhausen hervorragend harmoniert und kennen sich bestens. Taktische Fehlerjustierungen waren dabei keine Seltenheit. Insbesondere in Sandhausen ist das Trainer-Team mit Höhen und Tiefen sehr gut vertraut. Genau diese Erfahrung und Ruhe braucht der Verein. Letzteres war ausschlaggebend für den doch am Ende nicht mehr für möglich gehaltenen souveränen Klassenerhalt, wenn man sich die Punkteausbeute anschaut.
Alois Schwartz kann Krise
Gepaart mit seiner Direktheit und Klarheit (Halbzeitansprachen waren teils sehr laut), hat man mit Schwartz einen passenden Charakter für diesen Verein gefunden. Die Mannschaft muss sich hinterfragen. Dass die Mannschaft guten und spielerischen Fußball unter Schwartz zeigen kann, hat sie schon mehrmals bewiesen. Vor allem zu Hause gegen den Aufstiegsanwärter Düsseldorf zeigte man in der 2. Halbzeit eine sehr ansehnliche und aufopferungsvolle Leistung. Die Hansa-Kicker erspielten sich einige Topchancen heraus. Nur die Tore fehlten. Gegen Braunschweig hätte man schon in der ersten Hälfte den Sack zu machen können, jedoch wollte auch dort der Ball nicht über die Linie. Hansa hat das Fußballspielen unter Alois also alles andere als verlernt, allerdings machen die enormen Formschwankungen zwischen den beiden Hälften gerade vieles Zunichte. Tatsächlich war auch im schlechtesten Spiel der Saison, gegen Fürth, sehr viel mehr drin, wenn Hansa nicht erst 20 Minuten vor Schluss aufgewacht wäre. Da muss sich mal die Mannschaft an die eigene Nase fassen. Auch dieses Problem hat Schwartz schon mehrmals angesprochen und ich bin weiterhin guter Dinge, dass man diese Baustelle zumindest verkleinern kann.
Kontinuität statt Aktionismus
Jetzt in dieser wichtigen Phase den Trainer zu beurlauben, wäre eine total überhastete und unnötige Panikreaktion. Es wäre gar ein Spiegelbild zur letzten Saison. Und wir alle können uns noch gut daran erinnern, was danach zwischenzeitlich passierte. Die Probleme sind aktuell nicht zu übersehen, jedoch alles andere als unlösbar. Erst recht für jemanden wie Alois Schwartz.