Wie schlagen sich die Mannschaften unserer Kogge?
Die Profis – dem starken Start folgt die erste Krise
Die Elf von Alois Schwartz konnte den grandiosen Lauf im Endspurt der letzten Saison konservieren und startete dementsprechend mit guten Ergebnissen in die neue Spielzeit. Aus den ersten vier Ligaspielen holte man drei Siege und dementsprechend neun Punkte. Doch schon zu Saisonbeginn ließen sich einige taktische Probleme erkennen, welche durch die zufriedenstellenden Ergebnisse kaschiert wurden.

Die Kogge tritt in dieser Saison zumeist im 3-4-3 oder 3-4-1-2 auf. Während man gegen den Ball kompakt im 3-5-2 steht und versucht, die Räume im Mittelfeld zu schließen, gibt es riesige Probleme, falls man aus der Grundordnung fällt. Hansa zeigte sich anfällig nach Kontern und bei Seitenverlagerungen. Zu oft verlieren Hansas Mittelfeldspieler und Flügelspieler ihre Gegenspieler aus den Augen. Die Zuordnung im Defensivspiel ist im Allgemeinen schwach. Immerzu sind Räume über- oder unterbesetzt.

Auch Offensiv ist der FCH unter Schwartz stark limitiert. Während man zu Saisonbeginn noch extrem effizient war, zeigte man in den letzten Partien eher Ladehemmungen. Im aktuellen System bedient Hansa im Spiel mit dem Ball nur die Flügel, das Zentrum wird nicht bespielt. Man versucht über lange Bälle der Flügelverteidiger hinter die gegnerische Kette schnelle Angriffe zu kreieren. Da man es jedoch nicht schafft, spielerisch in gefährliche Abschlusssituationen zu kommen, ist man leicht ausrechenbar und Gegner unterbinden unser Offensivspiel zumeist.
Ebenfalls haben die Ostseestädter Standardprobleme. Während zu Saisonbeginn lediglich Defensivstandards Gefahr (für das eigene Tor) ausstrahlten, hat man es immerhin geschafft, aus eigenen ruhenden Bällen kapital zu schlagen. In der Verteidigung ist man jedoch immer noch anfällig. Die Zuordnung im Zentrum bleibt schwach, der Rückraum, also der Platz hinter der Strafraumkante, ist meist gänzlich leer und wird kaum verteidigt.
Diese Probleme manifestieren sich anschließend auch in Resultaten. Seit Spieltag fünf konnte man lediglich einmal gewinnen und trat selten überzeugend auf. Eine starke Halbzeit gegen Düsseldorf steht zu Buche, ansonsten Enttäuschten die Rostocker. So befindet man sich aktuell auf Rang 12 und hat fünf Punkte Vorsprung den Relegationsplatz. Die Tendenz der letzten Partien ist jedoch alarmierend. Im Vergleich zur letzten Saison ist man drei Plätze abgerutscht, hat jedoch die exakt gleiche Punktzahl vorzuweisen und ein Tor mehr erzielt.
Die Neuzugänge – zumeist wichtig, aber nicht alle überzeugten bisher
Damit das hier nicht die Hälfte des Artikels einnimmt, beschränke ich mich auf kurze Einschätzungen und eine Endnote.
Zuerst: Nkoa, Krüger, Höftmann und Brzozowski sind theoretisch als Neuzugänge geführt, aber in der Praxis nur für die U23 eingeplant und werden dementsprechend da nochmal erwähnt. Auch Oliver Hüsing findet, verletzungsbedingt, hier keine Erwähnung.
Jannik Bachmann
Für mich bisher die falsche Rolle, daher auch meistens höchstens durchschnittliche Leistungen. In richtiger Rolle viel mehr drin, aktuell aber nicht.
Note: 3-
Junior Brumado
Bisher in jedem seiner Spiele der beste Offensivakteur. Mit passenden Mitspielern, taktischer Ausrichtung und vollem Fitnessniveau Lebensversicherungspotenzial, stand jetzt aber noch etwas ineffizient.
Note: 1-
Jonas David
Guter Aufbauspieler, der im System leider etwas untergeht und verschwendet wird. Auch er kann mehr, muss dafür anderweitig eingesetzt werden. Stand jetzt kann er es leider nicht zeigen.
Note: 3+
Serhat Semih Güler
Für mich die größte Sturmhoffnung. Schnell, Abschlussstark, gut im Dribbling, eigentlich muss er mehr spielen. Seine Kurzeinsätze waren gut, aber zu wenig um ein komplettes Bild zu haben. Aktuell:
Note: 2-
Christian Kinsombi
Sucht gerne das Dribbling, aktuell aber mMn zu ineffizient in seinen Aktionen. Allerdings hat auch er noch nicht viel gespielt, deshalb auch hier kein absolutes Urteil möglich.
Note: 3-
Alexander Rossipal
Das ist er, der beste Neuzugang des Sommers. Spielt positionsfremd und trotzdem in jedem Spiel einer der besten. Wenn offensiv mal etwas läuft, dann meistens nur wenn er es eingeleitet hat.
Note: 1
Sapreet Singh
Als Spielertyp klarer Spielmacher, der er aber nur bei seinen seltenen Einsätzen sein darf. Zeigt sehr vielversprechende Ansätze, müsste aber öfter spielen.
Note: 3+
Sebastian Vasiliadis
Gegen den Ball super für uns, mit Ball auch solide. Darf glücklicherweise mittlerweile etwas mehr spielen, dementsprechend insgesamt sehr wichtiger Spieler für uns. Kann noch etwas solider werden, in Topform aber extrem wertvoll.
Note: 2+
Juan Jose Perea
Hat uns, auch neben Elversberg, viel gebracht. Variabler, aber manchmal etwas wilder, Spieler, der uns trotzdem insgesamt besser macht. Wenn er etwas effizienter wird, absoluter Schlüsselspieler.
Note: 2+
Jasper Van der Werff
Zwischen Genie und Wahnsinn. Grade mit Ball extremer Zugewinn, dafür ab und zu krasse Aussetzer im Stellungsspiel. Wenn er diese Fehler ausgebessert kriegt, unangefochtener Stammspieler, egal in welcher Position.
Note: 2-
Die Amateure – vielversprechende Ansätze, Probleme mit der Härte
Letzter. Das ist hart, aber nicht zwingend unerwartet, schließlich sind wir mit dem kleinsten, jüngstem und unerfahrenstem Kader der Liga in die Saison gegangen. Was auf dem Papier erstmal nach einem Desaster mit Ankündigung aussieht, war in der Praxis oft gar nicht so schlecht. Grade der Saisonauftakt machte Hoffnung.

Obwohl man verlor, war man in Erfurt zumindest über die erste Halbzeit absolut ebenbürtig mit dem 3. der vorherigen Regionalliga-Saison. Darauf folgte ein völlig absurdes Wochenende allgemein, was für unsere Erste das 1:2 in Elversberg war, war für die zweite ein 6:1 gegen den Chemnitzer FC. An diesem Wochenende funktionierte Vereinsübergreifend anscheinend alles, aber neben dem Ergebnis war es auch eine absolut starke Leistung.
Danach folgte die Partie gegen Cottbus. 7500 Leute im Stadion bei einem Regionalliga-Spiel! Fast noch besser als dieser Umstand war die Leistung der ersten Halbzeit. Nach dem, würde ich mal behaupten, krassestem Tor dieses Spieltages von Seba Thill folgte, nach einem langen Ball vom Luxemburger, sehr schnell das zweite und genau so ging man dann auch in die Halbzeit. Mit einem, zu dem Zeitpunkt, verdientem 2:0 gegen den Meister der vorherigen Regionalliga Saison. Weshalb Cottbus Meister wurde, hat man dann in der zweiten Hälfte gesehen, sodass das Ergebnis am Ende 2:3 für die Lausitzer hieß.
In den Auftritten der Amas lässt sich ein Muster erkennen. Man spielt, grade mit Ball, wirklich guten Fußball, kann teilweise sogar mit absoluten Topteams der Liga mithalten, ist im Endeffekt aber meiner Meinung nach vor allem physisch oft nicht auf einem Level. In der Oberliga hatten wir in jedem Spiel, welches ich gesehen habe, einen teilweise absurden Tempo- und Athletikvorteil, weil es dort nun mal kaum richtige Profiteams gibt. Wir waren nicht häufig in direkten, harten Zweikämpfen, weil man sich schnell genug lösen konnte, um nicht ins physische Duell gehen zu müssen. Mit Ausnahme von wenigen Spielern ist es für die meisten sehr schwer, sich jetzt dahingehend zu adaptieren.
Dazu kommen teils echt heftige defensive Fehler in Abstimmung, Stellungsspiel oder Zweikampfführung, die es nicht einfacher machen. Insgesamt ist die Zweite aber gespickt mit Talenten, die ich so in meinen 19 Jahren Lebenszeit ganz selten bei uns gesehen habe. Spieler wie Mike Bachmann, Dietze, Lang, Köster, Rotfuß, Krüger, Schulz oder Ruschke sind Namen, die sich rein von ihren Anlagen her teilweise ganz ordentliche Hoffnungen auf eine Karriere im Profifußball machen dürfen. Wir sollten, und so habe ich die Aussagen von Walter auch wahrgenommen, außerdem unbedingt an Kevin Rodewald festhalten. Die aktuellen Ergebnisse sind genau so wenig seine Schuld, wie es die Schuld der Spieler ist. Außerdem hat er uns erst auf diese Erfolgsspur gebracht. Sobald die Mannschaft sich, grade an das physische, Level der Regionalliga gewöhnt und anpasst, wird man nicht mehr lange unten drinbleiben.
Meine generelle Meinung zu zweiten Mannschaften und was diese in Profiligen anrichten können, erspare ich an der Stelle. Es sei nur gesagt, dass man trotz der guten Perspektiven auf Entwicklung für unsere Jungs und grade mit der gestiegenen Aufmerksamkeit für unsere Amas nicht außer Acht lassen sollte, was diese Teams teilweise mit einem sportlichen Wettbewerb und dessen Fairness anrichten können, wir haben es schließlich alle selber mitbekommen.
Die Damen – Auf dem Weg zur Nummer Eins der Liga
Gelungener Start für unsere Hansa-Mädels Mit drei Siegen aus drei Spielen gegen die Topteams der AOK-Verbandsliga haben sich unsere Hansa-Frauen bisher makellos und eiskalt vor des Gegners Kasten präsentiert. Gleich im Premierenspiel gegen die HSG Warnemünde konnte ein souveräner 4:1-Sieg gefeiert werden. Sowohl die Offensive als auch die Defensive waren sofort hellwach und zeigten ihre Qualitäten, auch wenn logischerweise noch nicht alle Automatismen funktionierten. Die fast 900 Zuschauer im Volksstadion waren jedenfalls von der Leistung sichtlich begeistert.
Bereits eine Woche später kam es dann zum nächsten Top-Duell gegen die Frauen vom 1. FC Neubrandenburg 04. Es war ein höchst umkämpftes Spiel mit vielen Zweikämpfen im Mittelfeld, die zu einigen teils schwerwiegenden Verletzungen auf Seiten der Rostockerinnen führten. Beim 3:2 Auswärtssieg zog sich Torjägerin Laurentia Köhler einen Fingerbruch zu, während Paula Raschke einen Kreuzbandriss erlitt und noch lange Zeit ausfallen wird. Dennoch stimmten die Moral und der unbedingte Wille, den Sieg über die Zeit zu retten.
Beim dritten Sieg (4:0) sorgte indes Celine Hanto mit einem Dreierpack für Furore und schoss fast im Alleingang die Gäste aus Schwerin aus dem Volksstadion. Doch auch diese Begegnung mussten unsere Mädels teuer bezahlen, da Vanessa Rist, welche das zwischenzeitliche 2:0 schoss, durch eine Außenbandverletzung ebenfalls für längere Zeit ausfallen wird. Trotz des immensen Verletzungspechs haben unsere Hansa-Frauen die Ausfälle bisher gut kompensieren können und einen fulminanten Start in ihre Premieren-Saison hingelegt. Dabei stimmt vor allem die Balance zwischen Offensive und Defensive. Mit drei Gegentoren haben unsere Hansa-Mädels im Übrigen aktuell die beste Abwehr der Liga. Auch deswegen grüßen die Rostockerinnen von Platz 3 der Tabelle und sind mit diesen Leistungen garantiert ein Top-Kandidat für den Platz an der Sonne. Die Zukunft sieht rosig aus!
Die U19 – Tief im Abstiegskampf
Das von Christian Rahn trainierte A-Jugend-Team belegt aktuell den 13. und damit auch vorletzten Platz der U19-Bundesliga Staffel Nord/Nordost. Die Mannschaft konnte bisher einen Sieg erringen, man gewann mit 4:2 beim SV Meppen. Am Sonntag der nächsten Woche (22.10) kommt es zum Showdown im Keller. Im Spiel gegen den sieglosen Tabellenletzten VfL Osnabrück werden dringend drei Punkte benötigt.