Ich wollte zwar ein Flutlichtspiel, aber eigentlich zu Hause, naja egal. Das letzte Spiel in Nürnberg fühlt sich gar nich so an, als wäre es schon knapp ein halbes Jahr her. Beim letzten Mal im Max Morlock Stadion konnten wir den Klassenerhalt feiern, dieses Mal geht es dann ums Weiterkommen im DFB-Pokal. Während wir es für meinen Geschmack etwas zu spannend in der ersten Runde gegen den FSV Frankfurt gemacht haben, konnte der 1.FCN ein souveränes 1:9 beim FC Oberneuland aus der Bremen Liga feiern.
Insgesamt gab es zwischen uns und Nürnberg 23 Begegnungen, wovon Neun an die Bayern, Entschuldigung, Franken, gingen. Sieben Mal konnten wir gewinnen und genau so oft ging das Spiel mit einem Unentschieden aus. Im Pokal gab es bisher zwei Aufeinandertreffen, das letzte dabei eine sehr ärgerliche Niederlage im Elfmeterschießen mit einem trotzdem legendären Freistoßtreffer von Jonas Hildebrandt. Mit Schindler, Geis, Lawrence und Hungbo setzt sich das Thema „wichtige Ausfälle“ beim FCN auch in dieser Saison fort. Auf unserer Seite sind Hüsing, Singh und Neidhart wieder Optionen, während Scherff, Rhein und Brzozowski weiterhin ausfallen. Hüsing habe ich aber mit dem ganzen Trainingsrückstand erstmal nicht berücksichtigt.
Während ich den ersten Vorbericht gegen die Franken noch halbwegs raten musste, kann man jetzt größtenteils festhalten, wie Nürnberg spielt, und darum geht es jetzt.
Unsere Gastgeber erwarte ich so:

Der 1.FC Nürnberg im Ballbesitz:
Von hinten bauen die Süddeutschen ihr Spiel kurz auf, und setzen dabei auf eine mir bestens bekannte D Jugend Taktik: den Innenverteidiger den Abstoß machen lassen. Anders aber als in der D Jugend, wo es vor allem daran lag, dass ich grade so einen 5 Meter Pass spielen konnte, macht Nürnberg das aus taktischen Gründen. Normalerweise spielt bei einem kurzen Abstoß der Torwart den Ball kurz auf einen der Innenverteidiger, wodurch das Spiel dann entweder nach links oder rechts eröffnet wird. Das ist meistens ein Pressingauslöser, der Gegner läuft die Anspielstationen nach dem Aufdrehen zu und zwingt einen oft zu einem unkontrollierten Ball oder mehr Risiko im Aufbau. Bei Nürnberg spielt der IV den Ball kurz auf Mathenia, wodurch das Spiel in die Mitte eröffnet wird und der Gegner den ersten Schritt im Pressing machen muss. Meistens gelingt es den Franken dadurch, ihren kurzen Aufbau auch gegen echt hart pressende Mannschaften wie Pauli oder Hertha gut durchzuziehen, nur gegen Magdeburg hatte man damit einige Probleme.
Aus dem 2-3-Aufbau der Nürnberger geht der Ball meistens durch die aufgerückten Außenverteidiger über die Außenbahnen nach vorne, man spielt vor allem Kurzpässe, der lange Ball kommt entweder bei extrem viel Platz hinter der letzten Kette, oder wenn es wirklich nicht anders geht.
Aus der Zentrale starten dann ab der Mittellinie Uzun, Castrop oder einer der beiden, teilweise sehr weit reinrückenden Avs Läufe mit Ball, wenn die Flügel zu sind. Nürnbergs Spiel beruht viel auf Überzahlsituationen. Auf der Spielseite, wo der Ball ist, sind meistens mindestens 6 Leute und auch in direkter Ballnähe versucht man immer, mehr Füße auf den Quadratmetern zu haben, als der Gegner. Die beiden Flügelspieler halten sich meistens sehr breit und warten entweder auf eine Möglichkeit für einen Lauf durch den Halbraum, oder kriegen den Ball an der Außenlinie, gehen ins Dribbling und ziehen dann ab dem letzten Drittel in die Mitte. Flanken schlägt Nürnberg selten, was vor allem damit zusammenhängt, dass man ohne den im Dauerformtief steckenden Daferner, außerhalb von Standards, oft schlichtweg keine Abnehmer in der Mitte hätte, auch wenn man viele sehr ordentliche Flankenschläger in den eigenen Reihen hat.
Der 1.FCN hat sich auch von dem Klischee des Ballbesitzfetischs gelöst, das man ihnen sonst oft angeheftet hat. Sie spielen deutlich vertikaler, Quer- oder Rückpässe sieht man meistens nur, wenn der Gegner wirklich kompakt steht, oder ein Seitenwechsel der Marke Hoch & Weit nicht möglich ist.
Der 1.FC Nürnberg gegen den Ball:
Gegen den Ball spielt Nürnberg ein ordentliches Mittelfeldpressing. Den kurzen Aufbau des Gegners stört man oft nur mit Alibiläufen, nur bei Fehlern stößt man sehr aggressiv dazwischen. Sonst steht man der Mittellinie und hat meistens kein Problem damit, den Gegner erstmal machen zu lassen. Durch ihre dabei immer recht hoch stehenden Außenverteidiger gibt es oft enorme Lücken hinter diesen auf den Flügeln. Horn kann das ganz ok kompensieren, alle anderen IVs nicht. Es gibt dazu viele Situationen, in denen der 1.FCN mit schnellen Doppelpässen nicht klar kommt und die Zuordnung zwischen den Ketten überhaupt nicht stimmt.
Wie sollte Hansa auftreten:
Aufstellen würde ich uns so:

Um sie hoch zu pressen, fehlt uns neben den Spielern auch das Selbstvertrauen, weshalb ich mich auf ein etwas tieferes Mittelfeldpressing verlassen würde. Aus diesem hat man es nicht weit um hinter die erwähnten, hohen Nürnberger Außenverteidiger zu stoßen, wenn man den Ball gewinnt. Dafür muss man das Mittelfeld zu machen, und nicht erst ab dem letzten Drittel versuchen, den Ball zu gewinnen. Dafür braucht man einen relativ variablen 6er, der auch schnell die Seite wechseln kann, um Nürnberg das Überzahlspiel so schwer wie möglich zu machen, genau das ist die Aufgabe von Van der Werff. Vasiliadis ist als Gegenmittel zu den progressiven Läufen von vor allem Uzun zu verstehen, den er mit seiner Aggressivität wahrscheinlich gut einfangen kann. Nils Fröling ist ein besserer Pressingspieler als Kinsombi, deshalb spielt er. Aus dem eigenen Ballbesitz, neben den Ballgewinnen, ist mal wieder Singh der wichtige Punkt, denn er soll sich, wie er es sowieso gerne macht, immer den Ball abholen, verteilen und generell unserem Offensivspiel mal etwas Struktur geben. Güler und Fröling sind, neben ihrer Abschlussqualität, vor allem da, weil beide sehr schnell sind und die Räume gut belaufen können, sollen sonst aber viel in die Mitte ziehen, um Brumado nicht so alleine zu lassen, wie es sonst oft der Fall war. Es wird enorm wichtig, sich vorne variabel zu bewegen und Nürnbergs Defensive in diesen ungeordneten Momenten zu kriegen, was mein Plan ist. Nürnbergs Flügel flanken verhältnismäßig selten, weshalb ich eher darauf setzen würde, dem FCN auf den Flügeln etwas mehr Platz zu geben, um in der Mitte kompakter zu stehen, weshalb anstatt Rossipal eventuell auch Neidhart eine Option wäre. David spielt, um etwas mehr pressingresistenz in unser Spiel zu bringen, damit der Spielaufbau mal aus mehr besteht als einem langem Ball. Perea, Kinsombi und Ingelsson sind alles Optionen für die Flügel, weil auch sie mit dem Platz hinter den AVs wahrscheinlich recht viel anfangen können, genau so Hinterseer anstatt Brumado, ich denke aber dass der Brasilianer uns mit etwas mehr Unterstützung deutlich mehr geben kann.