Vorbericht
Für die Niedersachsen lief der Saisonstart mit bisher nur 2 Punkten und einem Pokalaus gegen Absteiger Sandhausen alles andere als optimal, während es bei uns wohl kaum mal eine größere Euphoriewelle nach dem Saisonstart gab. Unsere Bilanz gegen 96 ist mit 5 Siegen, 4 Unentschieden und 10 Niederlagen nicht sonderlich positiv, der letzte Sieg war am 2. Spieltag unserer ersten Zweitligasaison n.H. (nach Härtel) ein damals sehr überraschendes, aber verdientes, 3:0 auswärts. Der letzte Heimsieg, ein 3:1 (Martin Max sei Dank), stammt aus dem Februar 2004 und ist damit ein paar Monate länger her als meine Geburt. Ausfallen werden auf unserer Seite weiterhin Lukas Scherff, Christian Kinsombi und leider auch der wieder verletzte Oliver Hüsing. Auf Hannoveraner Seite werden wahrscheinlich alle verfügbar sein (Stand Mittwoch). Wenn ich in jedem Spiel so doll altere wie gegen Elversberg und Frankfurt kann ich in 3 Spielen in Rente gehen, deshalb jetzt hier dazu, wie man das Hannover Spiel hoffentlich etwas souveräner für sich entscheiden kann:
So spielt Hannover
Gegen 96 erwartet uns eine Mannschaft, die rein von der individuellen Qualität eigentlich im Aufstiegsrennen mitreden müsste, was aber bisher aus mehreren Gründen, auch neben dem Platz, nicht so aussieht. Die Qualität ist aber trotzdem da und auch immer mal wieder ansatzweise zu erkennen. Zuerst geht es wie gewohnt um Hannover gegen den Ball, dann ihre Ideen mit Ball und zum Schluss darum, wie ich unseren FCH gerne sehen würde. Unsere Gäste erwarte ich so:

Hannover gegen den Ball
Hannovers Defensivstrategie lässt sich grob mit einem Wort zusammenfassen: pressen! Sowohl im Mittelfeld als auch im letzten Drittel probiert man sehr oft und energisch, teilweise mit bis zu 3 Leuten, den Ballführenden zu stellen und zu einfachen Chancen zu kommen. Grade Tresoldi, aber auch Christiansen fallen immer wieder gut mit ihrem Anlaufverhalten auf. 96 wird gegen uns eher selten in den tiefen Block gehen, der Vollständigkeit halber sieht dieser aber so aus:

Bei Hannovers kollektivem Anlaufverhalten tun sich, grade in der Intensität, einige Probleme auf. Das größte davon, ist, dass das Mittelfeld sehr hoch mit aufrückt, während die letzte Linie mehr oder weniger stehenbleibt. Dadurch tun sich, wenn man den Ball nicht gewinnt, riesige Lücken zwischen den Ketten der Niedersachsen auf, was es sehr einfach, macht, sie auszukontern, grade mit ballsicheren Verteilern. Dazu kommt, dass das Pressing quasi nie den Rückraum absichert. Hannover läuft von vorne und der Seite an, lässt den Raum nach hinten aber quasi komplett frei. Auch hier kann man durch einen einfachen Rückpass das Pressing effektiv sinnlos machen und die angesprochenen Löcher quasi als Geschenk annehmen.
Die linke Seite der 96er ist dazu oft mehr schlecht als recht abgedeckt. Ezeh ist da ein wenig besser, aber sowohl er als auch Köhn lassen durch ihr Stellungsspiel (sehr offensive Spielertypen) sehr viele Räume entweder auf der linken Außenbahn oder dem Halbraum, weil man dafür nur Arrey Mbi und Kunze zur Absicherung hat. Grade Kunze ist oft einfach nicht schnell genug, um nach Ballverlust oder, noch schlimmer, gescheitertem Pressing, den Raum adäquat abzudecken.
Hannover im Ballbesitz
Im Ballbesitz versucht Hannover, das Spiel kontrolliert und kurz aufzubauen. Das geht hinten raus oft nur über rechts, da Köhn oder Ezeh oft so hoch stehen, dass sie kurz kaum eine Option sind. In der Praxis sieht das so aus:

Hier ist bereits das erste Problem für Hannover, denn Neumann ist gegen den Ball ein sehr guter Halbraumverteidiger, für das, was hier von ihm mit Ball verlangt wird, ist er aber 1. nicht gut genug im 1vs1 und 2. viel zu aufgeregt bei gegnerischem Pressing. Für Beispiele dazu guckt euch gefühlt 60 % der Elversberger Chancen gegen 96 an. Dazu wäre es selbst mit einem besser geeigneten Spieler einfach, hier auf Ballgewinne zu gehen, denn 96 ist durch die Positionierung ihrer linken Schiene sehr auf die rechte Seite fixiert.
Wenn Neumann es schafft, den Ball nach vorne zu bringen, bleibt Hannover erstmal an der Außenlinie. Dort versucht Dehm entweder, den Ball hoch und weit auf Köhn/Ezeh zu bringen oder ihn etwas direkter auf den 10er oder einen der 8er (meist Christiansen) zu spielen, der sich vor allem rund um den Strafraum bewegt, je nachdem, was besser klappt. Köhn und Ezeh sind mit Ball fast 1zu1 Kopien voneinander. Kreativ, gut im 1vs1, starke Flanken, schnell und auch immer mal wieder im Strafraum zu finden, wo beide im Halbraum auf Abpraller oder ähnliches warten. Hannover setzt verlässlich oft darauf, den Ball nach der ersten Aufbauphase möglichst schnell auf den linken Flügel zu bringen. Aus der Mitte rückt dazu auch Christiansen immer gerne etwas weiter vor, um eine Anspielstation zu geben und um auch bei Flanken in die Box zu stoßen, wenn auch bisher ohne Erfolg. Teuchert und Tresoldi sind bisher das konstanteste bei 96, was vor allem daran liegt, dass beide sich sehr flexibel im- und um den Strafraum bewegen und dort sehr effizient agieren. Grade Tresoldi ist mit seiner Beweglichkeit sehr schwer für Defensivreihen zu halten und hat nicht umsonst in 3 Spielen 2 Strafstöße herausgeholt.
96 spielt prinzipiell einen relativ dominanten Ball, ohne diesen dabei zu lange zu halten. Hannover arbeitet, grade im letzten Drittel, sehr viel mit Doppelpässen, Tiefenläufen und 1vs1 Situationen.
Hansas Herangehensweise
Was heißt das jetzt für uns? Zuerst einmal würde ich uns so aufs Feld schicken:

Meine Strategie ist grob das, was ich bereits beschrieben habe. Neidhart und Van der Werff sind mit dem Antritt gute Gegenspieler für Teuchert/Tresoldi/Schaub (mit Unterstützung von Vasiliadis) und Roßbach und Van der Werff sollten die Kopfballgefahr nach Flanken, grade mit Hannovers nicht sonderlich großer Offensive, minimiert bekommen. Im eigenen Ballbesitz bekommt man das Pressing nicht immer umspielt, aber oft durch nen Rückpass überspielt. Hierfür ist Bachmann da, der im Mittelfeld den Ball sichern und dann nach vorne bringen soll. Van Der Werff ist dazu am Ball sehr solide und könnte uns da einen sehr guten Passgeber von hinten raus geben, gleiches gilt für Dressel und beide Außenverteidiger. Diese sollen im Offensivspiel, wie letztes Mal angesprochen, je nachdem auf welcher Seite man beginnt das Spiel nach vorne mitlaufen. Die rechte Seite (Hannovers Linke) ist dabei aus angesprochenen Gründen der Fokus, deshalb spielt Van der Werff auch rechts. Mit Perea und Fröling hat man dann 2 Spieler, die Phil Neumann gut anlaufen können, um einfache Ballgewinne zu holen. Das Pressing darf dabei aber nicht zu abenteuerlich sein, sonst provoziert man lange Bälle von Halstenberg, was mit gegebenem Raum bisher immer gefärhlich war. Generell sollten wir uns schon auch aktiv am Spiel beteiligen, auch wenn 96 den Ballbesitz domieren wird, alleine, um nicht zu viele Möglichkeiten für ihren effizienten Doppelsturm zuzulassen. Die Wahl auf ein 3er-Mittelfeld fiel, um Bachmann bei seinen Ausflügen nach vorne die nötige Absicherung zu geben. Standards sind natürlich ein riesengroßes Thema, aber jeder sieht, was da falsch läuft, weswegen ich es hier nicht nochmal gesondert erwähne. Mit fortlaufender Spielzeit sind natürlich auch hier Pröger oder Güler Optionen für die Spitze