“Auswärts asozial” gilt hier vorrangig für die Strecke, die man zurücklegen muss. An dieser Stelle schonmal viel Spaß und gut Durst an die Sektion Deutschland Ticket. Für alle, die das Wochenende nicht auf Deutschlands Schienen und Autobahnen verbringen, wird das Spiel auf Sky Sport 1 (Konferenz) und 4 (Einzelspiel), wie auch natürlich im Hansa Fanradio begleitet. Bei uns wird man, denke ich, wieder mit Hüsing rechnen dürfen, ausfallen werden aber Lukas Scherff und Jasper Van der Werff. Dadurch, dass ich den Bericht am Montag schreibe, ist unklar, wie es bei Elversberg aussieht. Marcel Correia und Manuel Feil musste man gegen Hannover verletzungsbedingt herausnehmen, eine Prognose dazu, wie schlimm es bei beiden ist, traue ich mir nicht zu. Stand jetzt nicht dabei sein werden aber Luca Schnellbacher, Dominik Martinovic und Patryk Dragon. Die einzigen beiden Begegnungen in der Saison 2013/14 konnten wir dank 3 Toren von David Blacha mit 1:0 und 1:2 für uns entscheiden.
Scoutingbericht
Jetzt zum Sportlichen. Gegen Hannover bot man ein streckenweise dominantes Spiel an, das man normalerweise gewinnen muss. Was Elversberg da genau gemacht hat und was uns demzufolge am Samstag erwartet, versuche ich im Folgenden zu erklären und gleichzeitig einen Lösungsvorschlag zu liefern.
Elversberg gegen den Ball
Etwas untypisch für einen Aufsteiger setzt Elversberg vor allem auf hohe Ballgewinne. In der Praxis gestaltet sich das so, dass man in einem sehr hohen 4-2-3-1 den Gegner beim Versuch eines kontrollierten Aufbaus sofort anläuft.

Aus diesen hohen Ballgewinnen will man dann so schnell und direkt wie möglich vors Tor kommen. Ein gutes Beispiel dafür ist das zwischenzeitliche 2:0 gegen Hannover. Elversberg läuft dabei, wenn der Ball nach außen gespielt wird, den Ballführenden teilweise mit 3, meistens mit 2 Spielern an, um noch mehr Ballgewinne zu produzieren. Auch in den Zahlen schlägt sich das wieder, im letzten Drittel der Hannoveraner gewann man insgesamt 8 Mal den Ball. 3 Mal davon war es Faghir, der meistens besonders aggressiv angelaufen ist. Ein super Wert für einen Stürmer. Wenn man die erste Pressinglinie überspielt hat, steht Elversberg allerdings vor Problemen. Oft waren, durch das hohe stehen, die Abstände zwischen den Ketten und manchmal auch dahinter sehr groß und bewegliche Spieler, wie gegen 96 Tresoldi, mit gutem Gespür können sowas sehr gut ausnutzen. Auch lange Bälle, die man mit dem Anlaufen provoziert, sind eigentlich sehr gefährlich für die Saarländer, weil die Defensive, bis auf Fellhauer, nicht das Tempo hat, um schnelle Spieler einzufangen. Sickinger und Correia können das mit ihrem Stellungsspiel oft kaschieren, wenn nicht, sieht es so aus wie in der Situation vorm Strafstoß zum 1:2.
Spielaufbau
Der Aufbau lässt sich relativ einfach zusammenfassen: Es wird dahin gespielt, wo Platz ist. Durch die Abwesenheit eines Ziel/Wandspielers in der Mitte sind lange Bälle bei Elversberg oft nur aus der Not oder bei extremen Freiräumen zu sehen. Meistens spielt man den Ball kurz und guckt, wo sich ein Raum ergibt. Den Torwart bindet man selten ein, wenn dann als Ventil fürs gegnerische Angriffspressing, wenn vorhanden. Positionstechnisch gestaltet sich das ganze so:

Dabei geht man, erstmal, nicht ins Risiko, wenn sich kein Raum ergibt, wird zurückgespielt. Gegen Hannover lief viel über links, das würde ich allerdings eher dem Positionsspiel von Jannik Rochelt als einer grundlegenden Tendenz zuschreiben, denn Rochelt ist ganz klar der Fokuspunkt des SVE im Spiel ab der Mittellinie. Spielintelligent, ballsicher, beweglich, beidfüßig, flexibles Positionsspiel, guter Abschluss, noch besseres Passspiel, es gibt mit Ball wenig, was Rochelt nicht kann.
Elversberg im letzten Drittel
Im letzten Drittel spielt man einen sehr attraktiven Fußball. Viele Doppelpässe, Lupfer, Kombinationsspiel usw. Es sieht alles einfach aus, ist aber sehr schwer zu verteidigen. Sicherlich ist das kein De Zerbi Ball, allerdings sieht man auch beim SVE oft, dass man den Ball etwas ruhiger am Fuß hält, wartet bis angelaufen wird und dann durch den entstandenen Raum einen super Schnittstellenpass spielt. Genau hier kommt auch wieder Faghir ins Spiel, der mit seinen Läufen in den Halbräumen für 96 ein absoluter Albtraum war. Auf Flanken verzichtet man meistens, ist bei der physischen Unterlegenheit der Offensive aber auch logisch. Dafür hat man dann immer umso mehr Anspielstationen für die versuchten Kombinationen in den Strafraum.
Herangehensweise gegen Elversberg
Gegen den SVE würde ich uns mit dieser Aufstellung aufs Feld schicken:

Gegen den Ball soll man hier ins 5-3-2 schieben. Das ist wichtig, um gegen Elversberg die Mitte zuzumachen und sie über die Flügel zu zwingen, weil von da die wenigste Gefahr besteht. In der Praxis soll das so aussehen:

Nach Ballgewinn geht es um, ich weiß, langweilig: lange Bälle. Das liegt wie erwähnt daran, dass die Innenverteidigung des SVE langsam ist, und man das über lange Bälle auf Ingelsson, Güler und Fröling gut ausnutzen kann. Im Umschaltspiel soll jeweils nur ein Außenverteidiger den Konter einleiten und mit nach vorne. Der andere sollte hinten bleiben, um neben Hüsing und Roßbach keine Räume zu lassen, die sie, wegen ihrer Geschwindigkeit, nicht verteidigen können. Wenn bspw Rossipal nach vorne geht, soll Dressel links hinter ihn rücken und den Raum gegen Re-Konter absichern und Strauß mit Hüsing und Roßbach eine 3er-Kette bilden, während Vasiliadis im Halbraum nach vorne rückt. Währenddessen soll auch Bachmann den Konter so gut wie möglich mitlaufen, um im Strafraum zusammen mit Ingelsson physische Präsenz und damit noch mehr Kontergefahr bringen.
Auch aus eigenem Ballbesitz gibt es gegen Elversberg aber Möglichkeiten. Die erste Pressinglinie soll von Hüsing, Rossipal oder Strauß per hohen Ball auf Bachmann überspielt werden, auch Dressel wäre hier eine Option, weil Elversberg hinter der ersten Pressinglinie sowohl die physische als auch numerische Präsenz fehlt. Aus diesen Momenten kann man dank pressingresistenten Spielern wie Bachmann oder Vasiliadis auch den Ball nach vorne tragen und dann über die angesprochenen Räume hinter der letzten Kette mit Fröling oder Güler ausnutzen. Als wichtige Joker würde ich für das Spiel Pröger, Singh, Kinsombi und Rhein sehen.