Den SVS erwarte ich mit diesem Personal:

Sandhausen gegen den Ball
Wir drehen heute einmal die Reihenfolge und fangen mit Sandhausens Verhalten gegen den Ball an. Generell wird sich als Muster durchziehen, dass man sich unter Kleppinger immer ziemlich doll an den Gegner anpasst. Man kann also nicht so pauschal sagen, dass der SVS nur tief und kompakt oder hoch und Mann gegen Mann spielt, es kommt immer sehr auf den Gegner an. Gegen Ballbesitzmannschaften wie z.B. Magdeburg oder Paderborn sah das Spiel gänzlich anders als gegen Braunschweig oder Regensburg aus. Für uns sind aber eigentlich nur die letzten beiden genannten relevant, da ich mal einfach davon ausgehe, dass wir das Spiel nicht mit über 70 % Ballbesitz beenden werden.
Dementsprechend wird Sandhausen auch nicht allzu oft den Bus parken. Wenn doch, ist es quasi die Grundformation, nur eben deutlich tiefer. Wichtig für uns wird, dass gegen Braunschweig und Regensburg eben dieser tiefe Block selten bis nie geschaffen werden konnte, weil Ajdini und Okoroji nach ihren Offensivausflügen viel zu lange brauchen, um sich defensiv wieder einzuordnen. Gleiches gilt größtenteils für Bachmann und Papela, auch wenn sie den Ball so oder so eher hoch gewinnen sollen. Es gab also teilweise riesige Lücken im Mittelfeld und auf den Flügeln.
In diesen 2 Spielen ist Sandhausen dazu überraschend aggressiv beim gegnerischen Spielaufbau aufgetreten. Beim Abstoß bspw. lief man mit drei Leuten direkt vorne an, während dahinter versucht wurde, Anspielstationen sofort zuzustellen. Sie haben viele Drucksituationen gut aufgebaut und sind vor allem bei Rückpässen sehr aggressiv angelaufen, wodurch man in beiden Spielen sehr gute (gegen Braunschweig eine 1000%ige) Chancen kreiert hat. Das sah situativ nach sehr ordentlichem Pressing aus, was sich im Positionsspiel so gestaltet hat:

Das größte Problem für Sandhausen hierbei ist das Wort situativ. Denn wenn man es erstmal aus dem eigenen ersten Drittel schafft, hat man wie erwähnt extrem viel Platz nach vorne gepaart mit einer sehr langsamen Restverteidigung. Keine gute Mischung. Zenga soll das auffangen, indem er quasi wie ein Satellit durchs Mittelfeld kreist, aber alleine kriegt er das logischerweise nur bedingt hin.
Sandhausen mit Ball
Mit Ball positioniert sich Sandhausen im letzten Drittel folgendermaßen:

Sandhausens Offensivplan lässt sich eigentlich ganz gut mit “Okoroji mach mal” zusammenfassen. Beim eigenen Abstoß geht der Ball oft kurz auf Arne Sicker und von da entweder direkt auf den Briten, oder über eine Zwischenstation (Zielspieler oder Papela). Auch aus dem Spiel ist bei Sandhausen immer wieder ein ziemlicher Linksdrang zu beobachten. Wenn der Ball dann bei Okoroji ist, fungiert er als Spielmacher. Entweder geht er bis zur Strafraumkante und schlägt eine seiner berüchtigten Flanken oder sucht einen durchstartenden Papela oder Esswein in der Mitte oder im Halbraum. Diese Abhängigkeit ist nichts Neues, das war auch letzte Saison schon so, nur ist die Kombination aus Okorojis individuell schwächster Sandhausen Saison und dem Fehlen eines Abnehmers für seine Flanken in dieser Spielzeit Gift für die Kurpfälzer.
Okoroji ist nebenbei auch der Grund dafür, wieso der SVS in den letzten Spielen das gefährlichste Team nach Standards war. Seine Flanken kommen oft auf perfekter Einnickhöhe kurz vor den 5er, wo sich, bis der Ball da ist, meistens einer von ihren wuchtigen Kopfballspielern (Dumic, Zhirov, Bachmann) abgesetzt hat und freie Schussbahn hat.
Es wäre aber auch unfair einige andere Spieler nicht zu erwähnen, grade Bachmann und Papela sind sehr wichtig für Sandhausens Spiel mit dem Ball. Beide sind progressive Spieler, sie sind also dafür zuständig, Sandhausen mit Ball Richtung gegnerisches Tor zu bringen. Bachmann trägt den Ball dabei oft, wartet auf einen Moment zum Abspiel (bspw. Seitenwechsel) und taucht auch bei Flanken immer wieder im Strafraum auf, wobei er spät im Rücken der Abwehr ankommen will, auch wenn das bisher selten etwas gebracht hat.
Papela kommt gerade im Zusammenspiel mit Okoroji für einen Großteil der Chancen von Sandhausen mindestens indirekt auf. Beide verstehen sich gut auf dem Platz und Papela schafft mit seinen Dribblings und simplen aber effektiven Pässen oft Räume, die für Sandhausen ohne ihn schwer zu gewinnen wären.
Auch Alexander Esswein ist sehr wichtig für den SVS. Als nominelle zweite Spitze neben einem Zielspieler (Al Ghaddioui oder Ademi) bewegt er sich grade in Umschaltmomenten sehr gut im letzten Drittel und findet oft vielversprechende Gelegenheiten in den Halbräumen
Herangehensweise
Zunächst erstmal: Ich würde uns so aufs Feld schicken

Die grundlegende Idee wäre es, Sandhausens schlechte Absicherung auf den Flügeln auszunutzen. Das geht Hand in Hand mit der Idee, einen Pass auf Okoroji als Pressingauslöser zu sehen. Das bedeutet, dass man mit einem Pass auf ihn (oder auch Ajdini auf rechts) alle Anspielstationen zustellen soll, um die Spieler zu isolieren und so einfache Ballgewinne in guten Positionen zu haben. Nach Ballgewinn stehen Sandhausens Schienen wie gesagt meistens erstmal sehr schlecht und kommen nur bedingt ordentlich zurück. Genau diese Räume und die daraus resultierenden 1vs1 Duelle in Sandhausens letztem Drittel sind wie gemalt für Pröger und Lee, weil beide ihre Beweglichkeit und Ballkontrolle gegen Sandhausens langsame Innenverteidiger ausspielen können. Verhoek spielt, weil Zhirov zwar eigentlich recht kopfballstark ist, allerdings gefühlt nur ohne Gegenspieler. In der Luft geht er oft nicht konsequent genug hoch, was man jetzt gerade gegen Ujah (Braunschweig) und Owusu (Regensburg) beobachten durfte. Fröling soll seine Räume und Möglichkeiten in den Halbräumen suchen. Im vorhin angesprochenen Loch vor der letzten Linie hat man dazu oft gute Möglichkeiten auf Distanzschüsse, was Fröling wohl ganz gut können soll.
Gegen den Ball ist es das Ziel, das Zentrum so zuzustellen, dass Flanken oft sinnlos wären und Sandhausens Schienen noch mehr ins Risiko (Dribbling) gehen müssten. Dazu hat man mit Fröde ein gutes Gegenmittel gegen Sandhausens Ecken, auch wenn er nicht alle gleichzeitig decken kann. Außerdem ist er wichtig, um lange Bälle von Sicker abzufangen und Sandhausen damit noch eine Möglichkeit zu nehmen, den Ball auf Okoroji zu bringen. Schumacher spielt, weil Ajdini vor allem über seinen Antritt kommt und er dahingehend gut gegenhalten kann.