Unsere Bilanz gegen Wiesbaden ist dabei tatsächlich positiv, von bisher 20 Aufeinandertreffen konnten wir neun für uns entscheiden, sechs endeten in einer Punkteteilung und fünf Mal mussten wir uns geschlagen geben. Der letzte Sieg stammt dabei aus der Saison 2018/19, wo man den SVWW mit 3:2 im Ostseestadion besiegen konnte, auswärts sind wir dagegen seit knapp 6 Jahren ohne Sieg gegen sie, wird also wieder Zeit! Beide Teams sind auch in ungefähr gleich schlechter Form, aus den letzten 5 Spielen holte der SVWW nur einen Punkt mehr als wir.
Auf unserer Seite sind zwar bis auf Brzozowski alle wieder im Training, ich gehe aber davon aus, dass Neidhart, Hüsing, Scherff und Rhein trotzdem nicht verfügbar sein werden, bei Singh habe ich leichte Hoffnungen. Bei Wiesbaden werden wahrscheinlich weiterhin Carstens, Taffertshofer und Bennetts ausfallen. Was unser direkter Tabellennachbar so macht, darum geht es jetzt.
Wiesbaden erwarte ich so:

Wiesbaden mit Ball
Die Hessen können etwas mehr als nur lange Bälle. Marcus Mathisen als zentraler Part der Dreierkette ist ein meistens sehr sicherer Passspieler, der Bälle gut verteilen kann, gute Läufe startet oder ihn auch direkt schnell auf die außen verteilen kann, was das Ziel von Wiesbaden ist. Ihre beiden Schienenspieler haben dabei oft unterschiedliche Funktionen. Thjimen Goppel ist quasi beidfüßig und kann dementsprechend auf beiden Seiten spielen, er ist der offensivere von beide. Der andere, egal ob Rieble, Mockenhaupt, Catic oder Günther, steht meistens etwas tiefer, aber immer breit, um 1. abzusichern und 2. anspielbar zu sein, oft ist aber Goppel das Ziel im Spielaufbau.
Grade über den Niederländer versucht Wiesbaden nach vorne zu gehen, weil er ein guter 1-gegen-1 Spieler ist und dadurch immer wieder ganz ordentliche Raumgewinne erzielt. Auch Robin Heußer ist hierfür immer eine Möglichkeit, weil er sehr ballsicher ist, wenig bis gar keine Fehler macht und eine gute Übersicht für Seitenwechsel oder Schnittstellenpässe hat, was grade in Kombination mit Goppel auf einer Seite immer schwer einzufangen ist.
Heußer fungiert außerdem als Box-to-Box-Spieler, der sowohl vorne als auch hinten in sehr vielen Situationen für Wiesbaden beteiligt ist. Generell versucht Wiesbaden aber, sich über Flügelläufe und anschließende Flanken Chancen zu erarbeiten. Dafür hat man mit Prtajin einen guten Zielspieler und mit den beiden sich recht variabel bewegenden Halbraumzehnern immer schwierig zu verteidigende Laufwege für die Defensivreihen, was auch außerhalb von Flankensituationen gilt. Generell versuchen sie, den Ball schnell in Richtung gegnerisches Tor zu bringen.
Gegen den Ball
Gegen den Ball steht der SVWW meistens tief und kompakt mit wenigen Angriffspresssingmomenten. Während das in den ersten Spielen noch ganz ok aussah, hatte man zuletzt sehr große Probleme damit, diszipliniert tief zu stehen. Sowohl hinter als auch zwischen den Ketten sind die Abstände oft viel zu groß, weshalb sie aktuell auch so anfällig für grade etwas spielstärkere, geduldigere Mannschaften waren. Die Schienspieler sind ganz ordentliche Zweikämpfer, in ihren Situationen aber meistens viel zu aggressiv, weshalb die Kette auch auf außen einfach auseinanderzuziehen ist. Grade auch nach Ballverlusten ist es oft sehr vogelwild. Lange Bälle können sie durch ihre sehr große und im Stellungsspiel meistens recht sicheren Innenverteidiger gut abfangen, bei allem anderen zeigt man sich als anfällig. Marcus Mathisen ist aktuell in etwas schlechterer Form, was diese Anfälligkeit zumindest teilweise erklärt. An einem guten Tag ist er ohne Übertreibung einer der besten Defensivspieler der Liga, der immer seine Ketten sortiert und selber mit überragendem Stellungsspiel, klasse Zweikampfverhalten und einem sehr sicheren Spielaufbau glänzt, aktuell hat er aber manchmal ziemlich grobe Aussetzer.
Hessen fressen!
Ich würde uns so aufs Feld schicken

Wiesbaden verliert oft Bälle im Aufbau, weil sie unter Gegnerdruck ab und zu sehr hektisch reagieren. Dafür braucht es ein ordentliches Pressing, spätestens ab dem 2. Drittel, wofür dann Güler und Brumado zuständig sind. Sie sollen die Bälle nicht direkt gewinnen, auch wenn das wünschenswert wäre, sondern Wiesbaden eher zu den erwähnten Fehlern zwingen, indem sie anlaufen.
Vasiliadis soll sich immer auf Goppels Seite aufhalten, um den jeweiligen Flügel beim Verteidigen gegen ihn abzusichern, weil sowohl Singh als auch Kinsombi ihn alleine im Aufbau nicht wirklich einfangen werden können.
Van der Werff soll sich dann eher auf Heußer konzentrieren, aber ihn nicht Manndecken, weil wir nicht mehr in den 90ern sind. Nach Ballgewinn hat man mit Kinsombi, wenn er die Form aus dem letzten Spiel konserviert hat, Singh, Brumado in Normalform und Güler auf verschiedene Arten Möglichkeiten, die angesprochenen Probleme mit ihren Ketten und speziell nach Ballverlusten auszunutzen.
Ich hatte über Hinterseer nachgedacht, weil er mir nach seiner Einwechslung gefallen hat, aber im Endeffekt ist Brumado etwas vielseitiger und dadurch meine 1. Wahl. Fürs Pressing war auch Fröling anstatt Kinsombi eine Überlegung, im Endeffekt hat Kinsombi aber ein sehr ordentliches letztes Spiel geliefert und wäre in ähnlicher Verfassung Gold wert.
Aus eigenem Ballbesitz hat man mit David dann jemanden, der unserem Spiel von hinten raus etwas Struktur geben könnte, was wir durchaus gebrauchen könnten. Auf lange Bälle sollten wir außerdem verzichten, weil Wiesbaden wie erwähnt sehr Kopfballstarke Innenverteidiger hat. Auch Flanken werden wir nicht viel können, aus exakt dem gleichen Grund, wenn dann eher aus Umschaltmomenten.