Zwei Transporter fuhren vor das Stadiongelände. Aus dem einen stieg Tristans Pflegerteam und seine Mutter aus, die auch unbedingt bei Tristans erstem Besuch im Ostseestadion dabei sein wollte. Die Nervosität war ihr deutlich anzumerken. Nicht, weil es für Hansa an diesem Wochenende um unfassbar viel ging, sondern weil ihr geistig schwerbehinderter Sohn zum ersten Mal ins Stadion durfte. Während Tristan, der in einem Rollstuhl saß, mithilfe einer kleinen Rampe runtergelassen wurde, parkte der andere Transporter derweil direkt dahinter. Die Türen öffneten sich und einige Hansafans, die sich mittlerweile auf dem Parkplatz versammelt hatten, staunten nicht schlecht, als sie sahen, was sich im Inneren befand. Es war ein riesiges Bett, welches anscheinend zu einem koggenähnlichen Gefährt umgebaut wurde. Sogar ein Fahnenmast mit Taue und Schiffsbug wurden dafür angefertigt – getreu dem Hansa-Emblem.
„Drei Wochen haben wir daran gearbeitet, sodass schließlich aus einem normalen Pflegebett ein Koggenbett wurde“, verriet Julian, der Pfleger von Tristan. Schon oft hat er zusammen mit ihm die Spiele des FC Hansa im Radio oder TV verfolgt und anhand seiner Reaktion gemerkt, dass er für den Koggenclub ein großes Fußballherz übrighat. Einige Wochen vor dem Spiel habe er sich mit dem Verein in Verbindung gesetzt und Karten für das Spiel bekommen – für Hansa eine Selbstverständlichkeit.
Kurz darauf ging es auch schon Richtung Ostseestadion. Die Vorfreude konnte man auch bei Tristan merken, der ab und zu sich mit einem Lächeln bemerkbar machte. Am Fahrstuhl angekommen, bemerkten die Pfleger, dass der Mast zu groß ist. Doch glücklicherweise konnte dieser problemlos abgeschraubt werden.
Oben angekommen, erwartete Tristan tosender Beifall von vielen Hansa-Anhängern. Und auch im Stadion applaudierte man minutenlang. Szenen, die bewegen und verbinden. Und wo der Fußball für einen Moment zur Nebensache wurde und doch allgegenwärtig war. „Ich muss aufpassen, dass ich nicht gleich anfange zu heulen. Die Fangemeinde ist einfach so groß und so klasse!“, zeigte sich seine Mutter merklich angetan in einem Fernsehinterview. Diese Aussage sollte sich wenig später nochmals bestätigen, als ihr jemand im Namen der Fangemeinde eine Geldspende überreichte, um für Tristan behindertengerechtes Auto mit zufinanzieren – eine große Geste von der Hansa-Familie.

Da auf der Tribüne genug Abstellfläche für das Spezialbett vorhanden war, konnten Tristan und seine Mutter das Spiel problemlos verfolgen. Aus Sicherheitsgründen musste Tristan leider schon vor Spielende das Stadion verlassen. Dennoch war dies ein einmaliges Erlebnis für ihn, seine Mutter und für alle Beteiligten. Der Aufstieg war schlussendlich noch die Kirsche auf der Torte und der krönende Abschluss eines ereignisreichen Tages. Und Tristan war mittendrin.
Fußball ist für alle da und löst manchmal ungeahnte Kräfte aus. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf den Tribünen. Er bringt Menschen aller Gewohn- und Eigenheiten zusammen und trägt zum gesellschaftlichen Beisammensein bei. Der Fußball hat heutzutage mehr Verantwortung denn je. Machen wir uns das gemeinsam als Hansa-Familie immer mal wieder bewusst!