Die Frauen sind am Ball
Es sind großartige Neuigkeiten, die unsere Mädels auf der Kogge jüngst ereilten. Hansa Rostock plant, eine sportliche Frauenabteilung zu eröffnen. Im Frauen- und Nachwuchsbereich sollen Teams entstehen. Ein konkretes Konzept wird derzeit noch erarbeitet. In Planung ist das Ganze bereits seit einem Jahr. Nun beginnt die Endphase. Neben Frauenteams soll auch alsbald die Frauen-Nationalmannschaft im Ostseestadion auflaufen. Dies ließ Robert Marien gegenüber der “Ostsee Zeitung” durchleuchten. Die Förderung des Frauensports im Land Mecklenburg-Vorpommern kann davon enorm profitieren. Der F.C. Hansa ist der größte Verein im Umkreis und bietet die besten Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Frauensport und eine früchtetragende Nachwuchsarbeit.
Doch nicht alle machen Freudensprünge
Denkt man jedoch 2 Schritte weiter, birgt dieser Plan durchaus das eine oder andere Risiko. Mit dem Rostocker FC hat die Stadt bereits eine größere Frauenfußballabteilung, welche momentan in der Regionalliga unterwegs ist. Während man hier für eine Kooperation offen ist, haben Vereine wie der 1. FC Neubrandenburg und der Greifswalder FC Bauchschmerzen. Zurecht, denn die Sorge, dass der FC Hansa mit seiner Strahlkraft die besten Mädchen und Frauen im Land für sich begeistert und am Ende für die anderen Vereine kaum noch Spielerinnen übrig bleiben, ist wohl teils berechtigt. Jedoch könnte auf der anderen Seite eine “Offensive” der Kogge im Bereich Frauenfußball enorme Begeisterung im Land auslösen. Denn: nicht jede Kickerin mit der Kogge im Herzen wird sie schlussendlich auch auf der Brust tragen. Die Kapazitäten werden gerade anfangs begrenzt sein. Kooperiert man vernünftig mit den anderen Frauenfußballinstitutionen im Bundesland, sollte einer vereinsübergreifenden Erfolgsgeschichte wohl nichts im Wege stehen.
Das Konzept
Viel ist noch nicht bekannt. Es heißt, dass es eine Frauen- und eine Mädchenmannschaft geben wird. Trainieren und spielen sollen die Teams vorerst auf einem Gelände in Evershagen. Es handelt sich hierbei um eine ehemalige Hansa-Anlage, die nun mit neuem Leben eingehaucht werden soll. Die Infrastruktur ist dennoch eine große Herausforderung. Auch sportlich ist noch nicht alles klar. Hansa will direkt eine Großfeldmannschaft stellen. Dies ist aber erst ab der Verbandsliga – der sechsthöchsten Spielklasse möglich. Ein Direktstart in die höchste Spielklasse des Landes ist somit denkbar und auch vom Landesverband unterstützt.
DDR Meister und Pokalsieger
Die Geschichte des Rostocker Frauenfußballs beginnt im Jahre 1970. Drei fußballbegeisterte Frauen melden sich beim Fußball-Bezirksausschuss. Unter ihnen: die Nichte der Hansa-Legende Arthur Bialas – Marion Bialas, die selbst zur kleinen Legende wurde. Nach einem Aufruf für Mitspielerinnen in einer Lokalzeitung formierte sich eine Frauenabteilung beim BSG Post Rostock. Doch einfach war dies nicht. Laut Jupp Pilz, ehemaligen Hansa-Nachwuchstrainer und Förderer des Frauenfußballs in Rostock, erhielt er 26 Absagen, bevor die BSG eine Frauenabteilung gewährte.
In den Jahren bis zur Wende etablierte sich Post Rostock als wahre Größe des Frauenfußballs. In den ersten 9 Jahren wurden insgesamt 9 Turniere und einmal der Punktspielbetrieb im Bezirk Schwerin gewonnen. Als 1979 ein erstes offizielles DDR-Meisterschaftsturnier der Frauen ausgetragen wurde, belegte die BSG Post direkt den 3. Platz. 1980 folgte dann im gleichen Turnier der 5. Platz, 1984 der 4. Platz.
Eine Sache eint die BSG und Hansa seit jeher – beide wurden letztmalig DDR-Meister und Pokalsieger! Im Jahre 1990 machten es die Damen den Herren vor. In beiden Instanzen schlug Post Rostock die BSG Chemie Chemnitz und holte somit das Double.
1991 schafften es die Rostocker Frauen nicht in die Bundesliga und nach der Wende kam eine herbe finanzielle Krise auf und somit begann der langsame Zerfall der BSG Post Rostock. Prompt wendete man sich an den größten Verein der Stadt, den FC Hansa Rostock. Dieser reagierte zögerlich, willigte jedoch einer Übernahme ein. Diese war jedoch nur von kurzer Dauer. 1993 wurde die Abteilung wieder aufgegeben – aus finanziellen Gründen. Die Frauen spielten darauf für den Polizei SV Rostock. 1995 schafften sie sogar den Aufstieg in die Frauen-Bundesliga, welcher aber mit dem direkten Wiederabstieg endete. Im Jahre 2005 ging die Abteilung abermals zu einem neuen Verein. SV Hafen Rostock ist seit jeher der Träger. Nun kann die Geschichte des Frauenfußballs in Rostock wiederbelebt werden!