Spektakel in Dresden – 6. Februar
Das 4:1 der Rostocker Jungs im Rudolf-Harbig Stadion markierte den Beginn einer doch am Ende souveränen Rückrunde der Kogge. Die drei Punkte kamen zu diesem Zeitpunkt gerade richtig, da die Ostseestädter zuvor elf Ligaspiele nicht gewonnen hatten und allmählich in die rote Zone drohten zu rutschen. Auch offensiv hatte die Hansa-Elf in den vorherigen Spielen nicht gerade wirklich geglänzt. Doch was waren das bitte für wahnsinnige erste 20 Minuten – ausgerechnet im Ostklassiker?! Die Schwarz-Gelben waren komplett von der Rolle und wurden in den ersten 20 Minuten komplett überrannt. Nach etwa 18 Minuten stand es bereits 4:0 (!) durch Doppelpacks von Verhoek von Fröhling. Es wären sogar noch mehr Tore möglich gewesen Eine der besten, wenn nicht sogar die beste Anfangsphase der Kogge in ihrem bisherigen Fußball-Dasein. 4 Tore in den ersten 18 Minuten schafften zuvor nur zwei Teams. Eine davon war Mainz 05, die 1995 mit 7:1 gegen den FSV Frankfurt gewannen.
Last-Minute Fröhling gegen Schalke 04 – 5. März
Fast genau einen Monat später bekamen die Hansa-Fans das nächste Spektakel zu sehen – und was für eins! Abermals drohte Hansa auf einen Abstiegsplatz zu rutschen. Und ausgerechnet in dieser ungünstigen Konstellation mussten unsere Jungs bei den Schalkern antreten, die sich mit einem fulminanten Schlussspurt am Ende sogar noch die 2. Liga-Meisterschaft sichern sollten. Obwohl für die Königsblauen drei Mal Torjäger Simon Terodde traf und sein Team zurück ins Spiel brachte, hatte Hansa das letzte Wort. Nachdem die Knappen die Chance auf den eigenen Führungstreffer verpassten, setzten sich die in Rot gekleideten Rostocker mehrmals energisch im Mittelfeld durch, behaupteten den Ball, und kamen ein letztes Mal mit Sikan – für ihn ein nicht einfaches Spiel wegen des gerade ausgebrochene Ukraine-Krieges – über die Außen. Die Flanke war optimal, weshalb Fröhling diese schlussendlich zum viel umjubelten 4:3 Siegtreffer verwerten konnte. Während die Schalker Spieler im Kollektiv kurz darauf zusammensackten, und einen Tag später Trainer Grammozis die Koffer packen musste, feierte die Kogge einen unfassbaren und zugleich unerwarteten Auswärtserfolg in der Veltins-Arena.
Heimspiele gegen den Hamburger Stadtteilverein
Anfang April war alles angerichtet für ein wahres Fußball-Fest. 20.30 Uhr. Flutlicht. Nach langer Zeit wieder ein ausverkauftes Ostseestadion bei absoluter Fußball Prime-Time. Zu Gast war nach etlichen Jahren mal wieder der Erzrivale aus Hamburg. Viel wurde vor dem heißen Derby gesprochen, viel erhofft. Und man wurde nicht enttäuscht. Das Spiel hatte alles, was zu einem Derby dazugehörte. Kampf, Leidenschaft, Chancen oder strittige Szenen. Gleich zu Beginn machte Rhein das vermeintliche 1:0, doch der Treffer wurde nachträglich aberkannt. Es war ein rasantes Spiel. Beide Teams spielten, insbesondere in der Anfangsphase mit offenem Visier. Hansa hatte Top-Chancen, konnte jedoch keine davon zunächst verwerten. Ehe sich Neidhardt im Rücken der Pauli-Abwehr davon schlich und aus aller, aller spitzesten Winkel die Murmel über die Linie bugsierte. Es war eine einzige Party. Über einige Stadtteile hinweg konnte man den Hansa-Jubel hören, der nicht mehr enden wollte. Mit dem vierten Sieg in Folge war Hansa nur noch drei Punkte von der 40er-Punktemarke und dem damit gleichbedeutenden Klassenerhalt entfernt, der gegen Paderborn schlussendlich erreicht wurde- ein großer Erfolg für den Verein und ganz speziell für Jens Härtel.

Nur ein paar Monate später sollte man sich bereits wieder gegenüberstehen. Hansa machte sein bestes Saisonspiel in der Hinrunde der bereits begonnen Saison 2022/23 und schickte die Kiezkicker fulminant mit 2:0 nach Hause. Ein Spiel, in welchem die Gäste nahezu keinen Stich setzen konnten. Nur einmal musste unsere Krake-Kolke sich auszeichnen und einen Schuss kurz vor Schluss über die Latte lenken. Das Highlight war natürlich der bisher einzige Saisontreffer unseres Torjägers John Verhoek, der nach einer maßgeschneiderten Flanke von Pröger zum Fallrückzieher ansetzte und das Ding tatsächlich zum 2:0 Endstand in die Maschen drosch. Immerhin hat es dieses Tor später in die Auswahl zum Tor des Monats in der Sportschau geschafft.
Spannung und Dramatik pur gegen den HSV
Auch die Duelle gegen den anderen großen Verein aus Hamburg, dem HSV, verdienen es in diesem Rückblick erwähnt zu werden. Am letzten Spieltag der vergangenen Saison sollte es für die Rautenträger zum Showdown im energiegeladenen Ostseestadion kommen. Ein Sieg war Pflicht, um am Ende wenigstens den Relegationsplatz um den Aufstieg in die 1. Liga sichern zu können. Doch die Kogge spielte nach dem gesicherten Klassenerhalt unter strahlendem Sonnenschein und ausverkauftem Haus Groß auf und mauserte sich in den ersten 45 Minuten zum Spielverderber. Hansa ging mit einer 1:0 Führung in die Pause, die noch hätte höher ausfallen können. Zeitgleich führte Darmstadt 98 hoch und zog an den Hamburgern in der Tabelle vorbei auf Platz 3. Bedeutete: Nur noch ein Sieg konnte dem HSV helfen. Am Ende setzten sich die Gäste noch knapp mit 2:3 durch, hatten allerdings Glück, nicht kurz vor Schluss noch den Ausgleich schlucken zu müssen. Es war ein fulminantes Fußball-Fest mit Spektakel-Charakter und dem besseren Ende für die Rothosen (die jedoch abermals in der2.Liga steckenblieben).
Da die Hamburger in der Relegation unglücklich gegen Hertha BSC scheiterte, kam es bereits am 2. Spieltag der aktuellen Saison zum Wiedersehen im Volkssparkstadion. Doch dieses Spiel sollte nicht wie jedes andere sein, da die HSV-Legende Uwe Seeler in jener Spieltagswoche mit 86 Jahren verstarb. Es gab zu diesem Anlass eine atemberaubende Choreographie („Uns Uwe“) und eine Schweigeminute, die Gänsehaut und Emotionen bei allen Menschen im Stadion auslöste – und auch an den Fernsehgeräten. Das eigentliche Spielgeschehen rückte dabei eher in den Hintergrund. Man hatte das Gefühl, dass die Spieler des HSV doch schwerere Beine hatten als an manch anderen Tagen. Unbedingt wollten sie für Uwe das Nordderby für sich entscheiden. Stattdessen, je länger die Partie lief, wurde die Kogge immer gefährlicher und vergab teilweise kläglich vor dem Hamburger Gehäuse eine Chance nach der anderen. Bis sich Schumacher ein Herz fasste und in der Nachspielzeit die etwa 8000 (!) mitgereisten Fans zum Ausrasten brachte. Es sollte für lange Zeit der letzte Auswärtssieg der Kogge bleiben, der allerdings noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Trainerentlassung – 6. November
So fulminant und vielversprechend der FC Hansa in die aktuelle Saison startete, umso schneller setzten mehrere verdiente Niederlagen den zeitweiligen Höhenflug ein jähes Ende. Die Auftritte auswärts waren zeitweise von einer besorgniserregenden Harmlosigkeit geprägt. Als die Kogge das wichtige Kellerduell gegen den SV Sandhausen mit 0:1 verlor, wurde zwei Tage später die Reißleine gezogen. Das Aufstiegsduo um Jens Härtel und Ronny Thielemann wurde entlassen. Die Personalentscheidung kam nicht unbegründet, jedoch war der Zeitpunkt zwei Spieltage vor Hinrundenabschluss doch überraschend. Keine 24 Stunden später wurde bereits der neue Hansa-Trainer präsentiert, nämlich Patrick Glöckner. Unter seiner Regie gelang der Kogge gegen Nürnberg in der Nachspielzeit noch der verdiente Ausgleich, ehe kurz darauf in Braunschweig drei Punkte eingefahren werden konnte. Der Turnaround?
Wir sind gespannt auf die Rückrunde! Bis dahin wünscht euch das 65-Journal Team ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Bis dahin! AHU!