Wette auf Topform
Man muss bei allem, was ich über Brumado schreibe, bedenken: seine Karriere war zuletzt von Verletzungen gezeichnet. Ende 2020 verletzte er sich sehr schwer am Sprunggelenk und verpasste seitdem für Midtjylland insgesamt 58 Spiele bis Anfang 2023. Er ist aktuell das erste Mal seitdem länger als 6 Monate im Training, bei den Dänen aber logischerweise nicht sofort wieder drin. Was man bei diesem Transfer essenziell macht, ist, darauf zu wetten, dass er hier seine Topform wiederfindet. Wie die Verletzungen ihn beeinflusst haben, lässt sich schwer einschätzen, ich weiß nur, was er vorher konnte.
Qualitäten
Brumado ist ein Spieler, den man mit einem Wort beschreiben kann: Wucht. Er hat sich regelmäßig geradezu durch Gegenspieler gepflügt, weil er zu seiner Körpergröße von 1,90 auch noch breit wie ein Schrank ist und (zumindest vor seiner Verletzung) auch noch eine sehr ordentliche Geschwindigkeit hatte. Dazu kommt ein Abschluss, der zwar extrem hart, aber auch platziert ist, was auch seine Weitschüsse brutal macht. Auch am Ball ist er für einen Spieler seiner Größe sehr gut, geht gerne in 1vs1 Situationen und gewinnt diese auch sehr oft. Wenn er Platz vor sich hat, kriegt man ihn (außer per Sense) nicht vom Ball getrennt, weil Gegenspieler mit all diesen Attributen einfach an ihm abgeprallt sind, was auch heißt, dass er auch vom Flügel in den Strafraum eindringen und dann den Abschluss suchen kann.
Brumado als Wandspieler
Das gesuchte Profil war, wie ich das verstanden habe, das eines Wandspielers. Also ein Spieler, der sich schon an der Mittellinie anbietet, um klatschen zu lassen, lange Bälle vorne festmachen/verteilen kann und dann im Strafraum als Anspiel- und Abschlusspunkt fungiert. Das alles, und noch viel mehr, würd er machen, wenn er Stürmer bei Hansa wär. Mit seinem Körper kann er Bälle ohne Probleme gegen quasi jeden Spieler abschirmen und sich dann durch seine Wucht durchsetzen. Sein Passspiel ist nicht überragend, für die Funktion eines Wandspielers, der viel im Mittelfeld first-touch und dadurch kurz machen soll, aber völlig ausreichend. Im Strafraum ist er extrem schwer aufzuhalten, weil, eben durch seine Wucht, sich sehr oft in gefährliche Positionen bringen kann, teilweise auch mal am Rande der Legalität. Brumado hat dazu mit links, rechts und seinem Kopf quasi die gleiche Präzision, ist also in Topform auch im Strafraum schwer zu fassen.
Brumado bei Hansa
Wichtig ist für ihn, mit welchem Spieler er vorne zusammen spielt, deswegen geht es hier jetzt um seine Sturmpartner und wie sie zu ihm passen, da das 5-3-2 sich anscheinend etabliert hat.
Juan Perea
Mit Perea funktioniert er meiner Meinung nach wahrscheinlich am besten. Er kann um ihn herum “wirbeln”, was konkret bedeutet: Perea bewegt sich gerne auch um den Strafraum rum, stößt über die Halbräume rein oder geht über 1vs1 Situationen in den Strafraum. Durch dieses Profil schafft er Räume für Brumado, weil er Gegenspieler mitziehen und umspielen kann. Auch für ein Kombinationsspiel mit sowohl Brumado aber auch anderen ist er geeignet.
Serhat Semih Güler
Für Güler gilt in großen Teilen fast das gleiche, nur dass er etwas mehr auf den Strafraum fixiert ist. Auch er ist aber schnell, ein guter 1vs1 Spieler und hat einen sehr ordentlichen Abschluss, insgesamt alles nur nicht ganz so gut wie Perea.
Kai Pröger
Bei Kai Pröger ist es etwas anders. Er fühlt sich ganz außen an der Linie am wohlsten, weil er da seine Gegenspieler isolieren und dann im Tempodribbling vorbeigehen kann. Im letzten Drittel zieht er entweder in die Mitte oder schlägt eine Flanke. Pröger wäre für Konter, ähnlich wie die beiden vor ihm genannten, im Zusammenspiel mit Brumado auch super, nur beläuft er meistens etwas andere Räume aus festem Ballbesitz. Er würde uns ermöglichen, die Linke Schiene (stand jetzt Schumacher, ich hätte da gerne Rossipal) weiter nach vorne zu schieben, da Pröger im Ballbesitz die Offensivaufgaben des rechten Flügels größtenteils übernimmt. Dadurch kann man sich rechts bspw. Neidharts Schwächen im letzten Drittel leisten, weil er nicht so häufig nach vorne muss.
Sapreet Singh
Singh ist hier nicht als Sturmpartner, sondern eher hinter dem Sturm zu verstehen. Im Ballbesitz holt er sich Bälle gerne tief und bringt sie nach vorne, was entweder per langem Ball oder Dribbling geht, was ihn auch als Kontereinleitung wertvoll machen würde. Mit Brumado hätte er einen super Anspielpunkt, der es uns ermöglicht, uns leichter und öfter im letzten Drittel zu etablieren. Auch für Singhs super Flanken ist Brumado natürlich Ziel Nr.1
Svante Ingelsson
Svante wäre auf einer ähnlichen Position wie Singh, aber in einer völlig anderen Rolle. Was ihn so wertvoll macht, sind vor allem seine Laufwege. Er nimmt aus der Tiefe Tempo auf und stößt in jeden noch so kleinen Raum, den der Gegner ihm gibt. Dazu wäre er z.B. mit Brumado und Perea, die beide Gegenspieler auf sich ziehen, viel öfter in gefährlicheren Positionen in der Lage. Er wäre auch jemand, den man immer suchen und schicken kann, wenn Brumado bspw. einen Ball hoch festmacht und hinter der gegnerischen Kette viel Raum ist. Als direkten Sturmpartner sehe ich ihn nicht, er kann aber nominell hinter den Spitzen spielen, von wo er die angesprochenen Räume wie gewohnt aus der Tiefe belaufen kann.
Christian Kinsombi
Kinsombi ist ein etwas besonderer Fall. Ähnlich wie Güler und Perea sucht auch er 1vs1 Situationen, aber meistens eher vom Flügel aus. Er würde am besten als linker Flügel funktionieren, wenn er von da aus im letzten Drittel reinzieht und dann Brumado in Szene setzt. Seine Flanken sind nicht sonderlich gut, er könnte Brumado eher helfen, indem er durch seine Dribblings Raum für den Brasilianer schafft, weil man ihn oft doppeln muss.
Nils Fröling
Nils Fröling ist Brumado gar nicht mal so unähnlich. Enge Ballführung, harter Abschluss, relativ beidfüßig, (für seine Größe) wuchtig. Der größte Unterschied, neben der Körpergröße, ist, dass Fröling stand jetzt eher über die Halbräume in den Strafraum stößt und generell oft nicht sehr zentral anzufinden ist. Das bedeutet, dass man beide super in einem Doppelsturm aufstellen könnte, weil sie eben nicht die gleichen Räume besetzen/belaufen und sich dadurch nicht ständig auf den Füßen stehen würden. Er könnte, durch seine Explosivität, auch gegen hoch stehende Gegner hinter einer Doppelspitze auflaufen und dann, wie Ingelsson, in die Freien Räume stoßen.
Was hiervon die beste Idee ist, wird man immer Gegner- und Formabhängig entscheiden müssen. Ich freue mich sehr darüber, dass wir Brumado verpflichten konnten weil ich den Spieler schon etwas länger auf dem Schirm hatte und er mir immer sehr gut gefallen hat. Trotzdem darf man von ihm nicht erwarten, dass er uns im Alleingang die Klasse hält und ich hoffe man gibt ihm die Zeit und das Vertrauen, die der Spieler braucht.