Da half nur noch Ironie
Vor etwa vier Wochen verfolgte ich, zusammen mit den Chefredakteuren Ole und Eric, das Auswärtsspiel gegen Paderborn per Watchalong-Stream. Hansa spielte die ersten 25 Minuten gut mit. Doch dann das: rote Karte gegen den S(c)heriff. Unterzahl. Die Hoffnungen auf einen überraschenden Auswärtsdreier zerschellten im Nu. Nach dem Wiederanpfiff traute sich die Kogge gar nicht mehr über die Mittellinie. 0:1…0:2, und kurz vor Schluss flog uns noch ein eigener Angriff zum x-ten mal um die Ohren. Meine Stimmungslage nach der dritten Pleite in Folge, nun:

Wir waren bedient. Ich brauchte erstmal ein Schluck aus der Pulle. “Allerhöchstens Relegation ist noch drin”, sagte ich kleinlaut. Die Konkurrenz punktete mittlerweile auch regelmäßig, sodass die Kogge am 28. Spieltag bereits vier Punkte hinter einem Nichtabstiegsplatz lag. Die Tendenz zeigte weiter nach unten. Die Erfolgserlebnisse fehlten. Die Mannschaft wirkte demoralisiert. Und Alois Schwartz ring um Erklärungsansätze. Da half nur noch Selbstironie – der beste Schutzmechanismus des Körpers vor etwa anderen etwaigen Überreaktionen.

Stück für Stück zurück zum Erfolg
“Irgendwann müssen wir uns ja mal belohnen”, sagte Schwartz auf der PK vor dem Fürth-Spiel. Er wusste natürlich, wie prekär die Lage war. Und dennoch strahlte er eine so gelassene Ruhe aus, die ich bei einem Trainer nur selten erlebt habe – der endgültige Beweis für seine langjährige Erfahrung als ‘Feuerwehrmann’. Schnörkellos beschrieb unser Cheftrainer das Prozedere und beantwortete die Fragen der Reporter sachlich und ruhig.
Und tatsächlich geschah das, was wir uns seit Ende September so sehnlichst gewünscht hatten: ein (verdienter) Heimsieg gegen harmlose Gäste. Die Mannschaft schöpfte neues Selbstvertrauen aus diesem Erfolgserlebnis und wirkte, im wahrsten Sinne des Wortes, gefestigter. Eine Woche später köpften und bolzten allen voran van Drongelen und Roßbach nahezu alle Flanken aus dem Hansa-Strafraum . Und vorne brauchte es nicht viel, um erfolgreich zu sein. Pröger taute nach seinen beiden Vorlagen gegen die Kleeblätter endgültig wieder auf und schoss uns mit der eigentlich einzigen richtigen Torchance zum Sieg. Auch die Effizienz war auf einmal wieder zurückgekehrt. Der anschließende Torjubel…naja, das gibt Abzüge in der B-Note. Einem Plumpsack hätte das sicherlich gefallen.
Tonnen von Lasten fielen ab
Gegen Regensburg wusste der bisher so unglücklich agierende Verhoek nicht mehr wohin mit sich. “Am liebsten hätte ich mit Allen zusammen gefeiert”, sagte er bei Hansa-TV am Mikrofon. Kurz vor dem erlösenden 2-0 hatte der Niederländer noch kläglich und völlig frei vor dem Tor vergeben. Dann machte er es besser und stand mit dem Kopf goldrichtig. Die ganze Mannschaft freute sich mit ihm – eine absolut gesunde Reaktion des Teams. So soll es sein. Die Zahnräder scheinen wieder zu passen. Leidenschaft, Kampf, Körpersprache und Mentalität. All das braucht es bekanntlich im Abstiegskampf. Und die Mannschaft zeigt das momentan in allen Bereichen. Nahezu jeder gewonnene Zweikampf wird gefeiert. Der nötige Push, der zuvor noch fehlte, wird so wieder hervorgeholt.
Hansas’ Spielweise ist zwar teilweise immer noch nicht schön anzusehen, aber sie ist erfolgreich. Nur das zählt und scheint die Alois-Elf verinnerlicht zu haben. Auch gegen Sandhausen am vergangenen Freitag war Hansa nicht unbedingt das bessere Team, aber sie waren effizient und gewillt, diesen Sieg mit allen Mitteln über die Zeit zu bringen. Und wenn dann noch das Spielglück hilft, dann scheint es der Fußballgott wohl für den FC Hansa doch noch gut zu meinen. Es sieht aktuell verdammt gut aus. Und wer hat es wieder vorhergesehen ? Unser Ole, der nach dem Paderborn spiel meinte:
“Lass uns mal 3-4 Spiele am Stück gewinnen, dann sieht die Welt schon wieder anders aus”!
In diesem Sinne: Lasst uns gemeinsam gegen Nürnberg den Sack endgültig zumachen und den Klassenerhalt feiern! Bis dahin! AHU!