Der frühe Schock
Die 4. Minute war gerade erst angebrochen, da flog der Hansa-Elf gleich die erste gefährliche Flanke direkt um die Ohren. Kolke schaute der immer länger gezogenen Flanke von Bockhorn verdutzt hinterher und wunderte sich, wie auch alle anderen Akteure auf dem Feld, dass der Ball auf einmal im langen Eck einschlug. Eine Szenerie, die sich kurz vor Schluss abermals in ähnlicher Form wiederholen sollte. Doch der Reihe nach.
Die kalte Dusche war zunächst ein herber Rückschlag und tat der Kogge bei fortlaufender Spielzeit alles andere als gut. Die ersten 30 Minuten verschlief Hansa nahezu komplett, während die Börderstädter Schalten und Walten konnten, wie sie wollten.
Magdeburger Sturmlauf
Die Hanseaten wurden tief in die eigene Hälfte gedrängt und schafften es so gut wie nie, sich von der Umklammerung der spielstarken Magdeburger zu befreien. Allein der quirlige Ceka hätte innerhalb von zwei Minuten das Spiel schon in der ersten Hälfte entscheiden können, doch beide Male konnte sich Kolke stark auszeichnen (17./19.) und seinen leichten Stellungsfehler beim Gegentor wieder wettmachen. Die finale Chance des Magdeburger Sturmlaufs hatte abermals die Nummer 10, doch sein direkter Fallrückzieher ging zum Glück über das Tor (23.). Doch all diese Aktionen waren Ausdruck des Spielwitzes, für den die Hausherren bekannt sind und auch dieses Mal bis dato an den Tag legten.
Ein Fernschuss musste her…
Nur langsam trauten sich die in den Ausweichtrikots spielenden Rostocker nach vorne. Dies musste auch geschehen, da die zahlreich angereisten Hansa-Fans bisher eine biedere Vorstellung zu sehen bekamen. Die dickste Möglichkeit auf den Ausgleich hatte in der ersten Hälfte Brumado, der sich nach einem Einwurf im Strafraum behaupten konnte und knapp am linken Pfosten vorbeischoss. Das nun höhere Pressing zahlte sich in Form von ersten Torannäherungen aus, doch größtenteils ließ die Kogge über weite Strecken den Kampfgeist und den Willen vom vergangenen Heimspiel vermissen.
Dennoch: Die Tendenz zeigte leicht nach oben. Und Hansa nahm den Schwung aus der Kabine mit und bestrafte die schläfrigen Hausherren unmittelbar nach Wiederbeginn mit einem Distanzschuss aus ca. 25 Metern. Dressel fasste sich ein Herz und traf tatsächlich zum Ausgleich, bei welchem Keeper Reimann keine gute Figur zeigte und den Ball durch seine Handschuhe passieren ließ. Ekstase im Hansa-Block, auch weil die Fans in der bisherigen Saison kaum Tore bejubeln konnten. Das Tor war die Strafe für den schon teils lächerlichen Chancenwucher, den die Magdeburger wieder mal nicht abstellen konnten. Und gegen Ende der Partie seine absolute Zuspitzung fand.
Krake Kolke überragend!
Die Hausherren fingen sich nach dem Schock allmählich wieder und setzten in den letzten 20 Minuten zum zweiten großen Sturmlauf an, wodurch Kolke so richtig ins Schwitzen gebracht wurde. Erst lenkte er gegen Schuler einen Kopfball auf spektakuläre Art und Weise über die Latte (70.). Anschließend rettete die Krake zum wiederholten Male und fälschte den Schuss von Gnaka entscheidend ab – Latte (72.)! Und wieder einmal zwei Minuten später kratzte Kolke einen Fernschuss von der Strafraumkante aus dem Eck. Dazu gefühlt zehn Ecken hintereinander, die ungenutzt blieben. Welch ein unfassbares Glück, gepaart mit einer überragenden Torhüterleistung!
Was ne Ecke!
Magdeburg wollte, rennte an, doch gegen Ende des Spiels verließen den Blau-Weißen immer mehr die Kräfte, sodass Hansa sich ausnahmsweise mal wieder seit dem Distanzschuss von Dressel vor des Gegners Kasten anmelden konnte. Doch der eingewechselte Güler fand keinen Abnehmer (85.). Doch aus diesem brandgefährlichen Konter resultierte eine Ecke. Und diese Ecke brachte Rossipal unüblicherweise mit viel Dampf und Schnitt punktgenau auf den zweiten Pfosten. Die Hereingabe wurde immer länger, sodass die Kugel an den Pfosten schepperte, von Krempickis Hand schließlich ins Tor. Und wieder mal wusste keiner so recht, wie das Ding reingehen und wie Hansa dieses Ostderby für sich entscheiden konnte.

Fazit
Über weite Strecken muss man sagen, dass der Auftritt keinesfalls gut war. Es hätte auch gut und gern am gestrigen Sonntag eine herbe Klatsche geben können, welche womöglich Alois Schwartz am Ende den Trainerjob gekostet hätte. So konnte man nun nochmal den Kopf aus der Schlinge ziehen und drei ganz wichtige Punkte im Abstiegskampf feiern. Doch die Frage bleibt bestehen: Wie lange geht diese vor allem ausrechenbare Spielweise noch gut? Bei aller Freude über diesen Sieg: Hansa hat weiterhin nicht wirklich überzeugen können. Der Bock ist in Sachen Tabellenkonstellation umgestoßen. Doch auf dem Platz wirkt das nicht so. Überhaupt nicht.