Daten und Fakten
Im vierten wirklichen Testspiel, Fan- und Familientag ausgenommen, traf unser FCH auf den polnischen Erstligisten Pogon Stettin. Die Stettiner sind ein qualitativ hochwertiger Gegner, im letzten Jahr belegten sie Platz 4 der polnischen Ekstraklasa. Das bedeutet auch, dass sie im europäischen Wettbewerb vertreten sind, denn sie dürfen Qualispiele zur Uefa-Conference League bestreiten. Nachdem der Fokus rund um das Spiel gegen die VSG Altglienicke (Anm.d.Red: 2:3 für Altglienicke) vorallem auf dem Fitnessniveau der Truppe lag, rückten nun taktische Aspekte in der Vordergrund. Was lässt sich aus dem Spiel gegen Pogon mitnehmen?
Zuallererst die offensichtlichen Fakten: der FC Hansa Rostock zeigt einen überzeugenden Auftritt und siegt mit 2:0. Die Tore dabei erzielten Nkoa in Minute 17 per Abstauber nach einem Singh-Freistoß und Güler, der in der 90.Spielminute einen katastrophalen Rückpass in Richtung des Stettiner Torhüters abfing und eiskalt in die rechte Ecke vollendete.
Taktische Grundordnung und Spielstil
Die Rostocker liefen in Hälfte Eins grundlegend in einem 5-2-1-2-System auf. Mannschaftskapitän Kolke stand dabei natürlich im Tor, die Innenverteidigung wurde durch Ruschke, Roßbach und Hüsing bekleidet, der den Platz jedoch nach 12.Minuten verlassen musste und durch Nkoa ersetzt wurde. Hinzukommen Schumacher und Neidhart auf den Flügelverteidigerpositionen. Das zentrale Mittelfeld besetzten Dennis Dressel und Sebastian Vasiliadis. Sarpreet Singh nahm eine Art Zehner-Rolle ein, Ingelsson und Pröger bestritten die ersten 45 Minuten als Sturmduo.
Defensiv agierten die Hansestädter in Halbzeit sehr kompakt und zeichneten sich durch Stabilität aus. Stettin konnte kaum vorzeigbare Angriffe vorweisen, einzig nach Standards flammte ein wenig Gefahr auf. Die Dreierkette in Verbindung mit der Doppelsechs machte die Räume im Zentrum sehr eng. Nach Balleroberung schaltete man schnell um und bemühte sich um Kontersituation. Immer wieder schickte man Pröger und Ingelsson in die Tiefe und konnte die aufgerückte Kette der Polen überspielen. Oft fehlte es jedoch an letzter Präzision, sodass viele Pässe abgefangen werden konnten oder ins Leere gingen. Eine Schlüsselrolle hatte hier vor allem Sarpreet Singh, der als Offensiver Spielgestalter fungierte. Er deutete sein gutes Auge und die hohe Qualität am Ball mehrmals an, es fehlt jedoch ein wenig Routine und Selbstvertrauen. Zentral im Angriffsspiel ist auch die Rolle des Kevin Schumacher als linker Flügelverteidiger. Bei Ballgewinn orientierte er sich sofort nach vorne und eröffnete so eine weitere Anspielstation auf der linken Außenbahn. Da Pröger und Ingelsson relativ zentral agierten, konnte er diesen Raum gut bespielen. In diesen Szenarien rückte der linke Innenverteidiger Felix Ruschke nach außen, Hansa bildete somit eine Viererkette als Absicherung. Schumachers Pendant auf rechts, Nico Neidhart, interpretierte seine Rolle etwas konservativer und stieß seltener nach vorne. Bei Ballverlust presste die Offensivreihe intensiv. Allgemein ist die Laufstärke unserer Offensivspieler positiv aufgefallen. Zudem hatte die defensiv stabile Ordnung zu Folge, dass es in Regelmäßigkeit dazu kam, dass ein Innenverteidiger ins Mittelfeld aufrückte, um den Gegner im Ballbesitz zu pressen. Einzig negativ zu nennen, ist die Anfälligkeit der Verteidigung für Pressing im Spielaufbau. Sollten Hansas Innenverteidiger unter Druck aufbauen müssen, sind Fehlpässe und lange Bälle ins Niemandsland häufig zu beobachten. Eine spielstarke Ergänzung für die IV-Position wäre wichtig.
In Hälfte Zwei änderte sich die Dynamik des Rostocker Spiels etwas. Kinsombi, der zur Halbzeit für Vasiliadis kam, rückte überraschend auf die linke Achterposition. Auch Singh ließ sich etwas tiefer fallen, sodass das System eher wie ein 5-3-2 wirkte. Kinsombi erhielt in der defensiveren Rolle leider kaum Möglichkeiten, seine Qualitäten im Dribbling zu zeigen. Zudem hatte ich das Gefühl, dass er und Schumacher oftmals den gleichen Raum besetzten, was nicht optimal ist. Mit der Einwechslung von Fröling für Pröger wurde Ingelsson noch zentraler. Letztendlich spielte er fast wie ein echter Neuner und wurde zentrale Anspielstation des Rostocker Offensivspiels. Mit Mitte der 2.Hälfte veränderte sich die Spielanlage nochmals, da Hansa fünffach wechselte. Mit Hinterseer und Güler im Sturm wurden die Bälle in die Tiefe deutlich weniger und der Flügelfokus wieder etwas höher.
Fazit
Insgesamt liefert die Kogge eine starke Partie und bezwingt einen Gegner, den man durchaus als Gradmesser begreifen kann. Man kann eine klare spielerische Weiterentwicklung erkennen, gerade die Flexibilität in der Offensive hat mir gefallen – die Akteure vorne tauschten stets ihre Positionen untereinander und agierten sehr laufstark. Auch die defensive Ordnung und die Stabilität der Kette gilt es zu loben, man lies kaum gute Chancen zu. Dennoch fehlt mir persönlich ein wenig spielerische Komponenten sollte der Gegner tiefer stehen, sodass Konterspiel keine Option ist. Gerade gegen Teams mit defensiver Grundausrichtung könnte man Probleme bekommen.
Alles in allem kann man mit der Leistung der Mannschaft in der Vorbereitung sehr zufrieden sein. Bis zum Saisonstart stehen zudem noch 2 Testspiele an. Am Mittwoch trifft man um 14 Uhr auf den BFC Dynamo, bevor man am nächsten Samstag zur Generalprobe gegen Europa League-Sieger Sevilla lädt.