Bruchlandung im neuen Jahr
Auch im Ostseestadion gibt es keine Punkte für den FC Hansa. Das Anfangsprogramm der Rückrunde wurde – wie zu erwarten – schwer. Gegen clevere, aber nicht gnadenlos überlegene Hamburger war, wie im Spiel gegen Heidenheim, mehr drin.
Gescheitert ist es – mal wieder – an einer harmlosen Offensive. Man bekommt aktuell den Ball einfach nicht über die Linie. Zwei Abseitstore, die wir etwas später im Bericht noch einmal thematisieren, haben der Situation nicht geholfen. So steht Hansa mit 21 Punkten bei 17 geschossenen Toren nach 19 Spielen auf Platz 12. Dies ist noch keine handfeste Krise, der Blick geht jedoch nach unten.
Spielverlauf
Eigentlich startete Hansa sehr gut in die Begegnung rein. Bereits nach 3 Minuten hätte Neidhart ein potenzielles 1:0 auf dem Schuh gehabt. John Verhoek übersah den einschussbereiten Neidhart jedoch im Hintergrund und vergab seine eigene Chance im Anschluss. In der Folge pendelte sich das Spiel schnell ein und Hamburg übernahm langsam aber sicher die Überhand. Rostock konnte kaum noch Chancen kreieren und musste sich auf das Verteidigen des eigenen Tores konzentrieren.
Dass dieser Plan selten aufgeht, weiß vermutlich jeder Hansa-Fan. So kam es, wie es kommen musste. Durch ein “Flipper-Tor”, welches sehr wahrscheinlich bei ZwWdF zur Wahl des “Kacktor des Monats” stehen wird, ging der HSV schlussendlich in Führung (40.). Zur Pause war die Bilanz schon mager. Offensiv kam kaum Gegenwehr.
Nach dem Seitenwechsel ging es vorerst wieder etwas besser los für die Hausherren. In den ersten 15 Minuten der zweiten Hälfte kam Hansa zu mehreren Chancen, wovon keine wirklich zwingend war. Am anderen Ende musste Kolke in letzter Not die Rostocker vor dem 0:2 Rückstand bewahren. Durch die ganze zweite Hälfte hinweg war Hansa jedoch engagiert und deutlich besser als im ersten Durchgang. Hamburg verteidigte im Gegenzug jedoch clever. So kam es, dass die zwei Hansa-Tore beide irreguläre Treffer waren.
In der Schlussviertelstunde fiel dann alles auseinander. Zuerst sah Damian Roßbach nach einem höchst unnötigen Einsteigen die Gelb-Rote Karte (80.), dann netzte Hamburgs Nemeth kurz darauf zum 0:2 Endstand ein (90.). Des Weiteren ist auch Kevin Schumacher durch seine fünfte Gelbe Karte für die Partie in Bielefeld gesperrt. Ein vollends gebrauchter Sonntagnachmittag also aus Rostocker Sicht.
Die strittige Abseitssituation
Beim Stande von 0:1 kam es innerhalb weniger Minuten zu zwei Abseitstoren des FC Hansa. Beide wurden für irregulär erklärt, ohne Eingriff des VAR. Während das erste Tor von Svante Ingelsson völlig korrekt zurückgepfiffen wurde, war die zweite Situation eine strittige.
Folgendes ist passiert: Ein Abschlag des Hamburger Torhüters ist direkt bei einem Rostocker gelandet, der den Ball wieder Richtung des Hamburger Strafraums spielte. John Verhoek befand sich zum Zeitpunkt des Abspiels klar und eindeutig im Abseits. Jedoch wurde der Ball vom Hamburger David abgefälscht und landete im Anschluss bei Verhoek, der ihn um Heuer Fernandes zum 1:1 schlenzte.
Der Schiedsrichter legte sich sofort fest. Das sei eine Abseitsstellung. Doch so klar war das nicht. Der Ballkontakt von Jonas David hätte als Eröffnung einer neuen Spielsituation gelten können, und da der Ball von einem Spieler des HSV kam, hätte es die Abseitsstellung aufgehoben.
Die Regel zu dieser Situation wurde vor der Saison angepasst. Diese besagt:
Bislang wurde eine Abseitsstellung aufgehoben, wenn der Ball von einem gegnerischen Spieler bewusst gespielt wurde. In der Regel hieß es dazu: Die Aktion musste vom verteidigenden Spieler bewusst in Richtung Ball ausgeführt werden. Nun wurde die Regel 11 um einen Zusatz ergänzt: Die Aktion müsse “in einer kontrollierten Art und Weise” ausgeführt werden. Die Abseitsstellung wird demnach nur aufgehoben, wenn der verteidigende Spieler unbedrängt und nicht im Zweikampf ist und die Abwehraktion nicht in “höchster Not” erfolgt. Zudem muss der Ball klar die Richtung ändern.
Quelle: Sportschau
Jetzt sprechen verschiedene Faktoren für und gegen die Entscheidung.
FÜR ein reguläres Tor sprechen:
- David führte seine Aktion bewusst aus
- Er war dabei unbedrängt
- Die Aktion erfolgte nicht in höchster Not
GEGEN ein reguläres Tor sprechen:
- Der Ball änderte kaum die Richtung
- David führte die Aktion zwar bewusst, aber kaum kontrolliert aus
Es ist also ein klassischer Fall einer 50/50 Entscheidung. Nach Sichtung der Fakten ist die Entscheidung unserer Ansicht nach richtig.
Dennoch: ein mögliches elfmeterwürdiges Handspiel (84.) wurde komplett übersehen. So oder so ist man in Rostock momentan nicht gut auf Schiedsrichterleistungen zu sprechen.
Ausblick: Freitagabend auf der Alm
Es gilt nun wieder, das verlorene Spiel schnellstmöglich abzuhaken und jeden Punkt für den Klassenerhalt zu erkämpfen und auch einzusammeln. Am Freitag geht es bereits weiter. Dann wartet Arminia Bielefeld auf die Kogge. Bielefeld, welche momentan selbst in einer Krise stecken, sich aber am Wochenende etwas befreien konnten, werden motiviert sein, auch vor heimischen Publikum zu gewinnen. Für beide geht es um die Befreiung aus dem Abstiegssog. Anpfiff auf der Bielefelder Alm ist am Freitag um 18:30 Uhr.
Spielinformationen
Verlauf:
0:1 L. Reis (40.) | 0:2 A. Nemeth (90.)
Aufstellungen
FCH: Kolke – Ananou, van Drongelen, Roßbach – Pröger, Neidhart (83. Dong-Gyeong Lee), Fröde (68. Dressel), Schumacher – Ingelsson (83. Malone), Duljevic (62. Fröling) – Verhoek
HSV: Heuer Fernandes – Heyer, David, Schonlau, Muheim – Meffert – Reis, Königsdörffer (74. Benes) – Jatta (85. Németh), Dompé (90. Katterbach) – Glatzel