Die jungen Wilden
In der Saison 2009/10 hatte sich in der A-Junioren Bundesliga ein eingeschworener Haufen aus jungen talentierten Fußballern entwickelt, die am Ende stolz und ausgelassen den doch etwas überraschenden Triumph in der BayArena feierten und das Hansa-Emblem auf der Brust trugen. Kevin Müller, Tom Trybull, Tom Weilandt, Edisson Jordanov, Lucas Albrecht, Kevin Pannewitz und Manfred Starke sind einige Namen des damaligen Junioren-Teams, die jedem eingefleischten Hansa-Fan noch immer im Gedächtnis haften geblieben sind. Erstgenannter hatte mit seinen Paraden einen wesentlichen Anteil beim Sieg im Meisterschafts-Finale, aber auch am Aufstieg ein Jahr später in die 2. Fußball-Bundesliga. Heute blickt man logischerweise immer noch gern auf diesen geschafften Coup gegen die U-19 aus Leverkusen zurück – einer der größten Erfolge der jüngeren Vereinsgeschichte.
Der Stolz der Nachwuchsakademie
Wer in der Nachwuchsakademie der Rostocker die Flure entlang stöbert, kommt an die runde, silbrige Trophäe nicht vorbei, ohne einen Blick auf diese zu werfen. Nach mehr als einem Jahrzehnt funkelt der Pokal hinter der Glasvitrine immer noch. Je länger man dieses Schmuckstück mustert, desto mehr werden die Erinnerungen wieder in die Gegenwart katapultiert. Es war ein umkämpftes Finale, wo Leverkusen vor dem heimischen Publikum klar den Ton vorgab. Damals noch in der Jugend der ‚Ruhrpottler‘: Der ehemalige Hansa -Abwehrhühne Julian Riedel, der mit dem späteren Weltmeister Christoph Kramer und Rampensau Pierre-Michel Lasogga zusammen das Spiel dirigierte. Doch die unzähligen Möglichkeiten blieben ungenutzt. Und solch ein Chancenwucher wird zumeist im Fußball bestraft – so auch in diesem Spiel.
Stürmer Lucas Albrecht sorgte mit seinem entscheidenden Treffer in der 72. Minute für grenzenlosen Jubel auf dem Feld und auf der Hansa-Bank, wo Michael Hartmann, der spätere Co-Trainer der Kogge, sein Glück kaum fassen konnte.Nach Abpfiff kannte der Jubel keine Grenzen mehr – Balsam für die Hansa-Seele, die einen Monat zuvor den absoluten Kollaps verarbeiten musste. Einige von ihnen, auch Kevin Pannewitz, stiegen in der darauffolgenden Saison zu absoluten Leistungsträgern auf und bereicherten die Profi-Mannschaft mit ihrer Kreativität, die ein ausschlaggebender Punkt für den sofortigen Wiederaufstieg gewesen ist. Ohne die gute Jugendarbeit beim wirtschaftlich schwer angeschlagenen Traditionsverein, weshalb teure Transfers nahezu zur Utopie wurden, wäre dieses Ziel nicht in dieser Schnelligkeit erreicht worden.
Das Märchen fast wiederholt
Drei Jahre später war der Meisterschaftstitel für die Hansa-Jugend abermals zum Greifen nahe. Bereits im Halbfinale kam es gegen die Junioren des FC Bayern München zu zwei spektakulären Spielen. In der Allianz Arena ging der Stern von Nils Quaschner auf und sorgte mit einem Doppelpack kurz vor Schluss für eine abermalige Riesen-Überraschung. Direkt nach dem zweiten Tor pfiff der Schiedsrichter ab und alle Hansa-Spieler liefen zu den mitgereisten Hansa-Fans und ließen sich zu Recht feiern. Auch Trainer Roland Kroos hielt es nicht mehr auf dem Sitz und sprintete in Richtung der ekstatischen Jubeltraube.
Mit einem 2:0 im Gepäck ging es also im heimischen Stadion ins Rückspiel, welches alles andere als günstig begann. Die Rothosen spielten von Beginn an druckvoll und belohnten sich Mitte der 1. Halbzeit. Doch die jungen Wilden von der Ostsee hielten darauffolgend entschieden dagegen. In der 59. Minute wäre es beinahe zum Tor des Jahres bekommen, als das Rostocker Eigengewächs Christian Flath einen Freistoß aus gefühlt 45 Metern (leider) ans Lattenkreuz nagelte. Paar Minuten machten es unsere Jungs allerdings besser. Abermals landete ein perfekt terminierter Freistoß am gleichen Lattenkreuz, doch wieder mal stand Nils Quaschner goldrichtig und staubte zum verdienten Ausgleich ab, der auch zugleich der Endstand gewesen ist. Eine La Ola-Welle nach der nächsten schwappte durch das weite Rund – ein zu dem Zeitpunkt seltener Anblick.
Im Finale wartete schließlich die Spitzenmannschaft um Maximilian Arnold und Julian Brandt. Nach umkämpften 120 Minuten waren jedoch die Niedersachsen das insgesamt abgezocktere Team und gewannen verdient mit 1:3 n. V. aus Hansa-Sicht. Dennoch ein riesiger Erfolg. Die Vergangenheit zeigt also, dass unsere Junioren durchaus sich mit anderen hochklassigen Nachwuchsteams messen können. Auch heute spielen unsere Jungs in der U19-Bundesliga und sind für die eine oder andere Überraschung gut.