Der Heilsbreier wird gerufen
Es läuft die 81. Minute. Die Stimmung im Ostseestadion ist mehr als ausgelassen, die Fans absolut freudetrunken. Da macht auch das Elfmetertor der Braunschweiger zum Ausgleich 12 Minuten zuvor keinen Unterschied. Von wegen Stimmungsdämpfer! Die Party ging einfach weiter. Erst recht, nachdem die Gäste erfuhren, dass Bielefeld währenddessen in Magdeburg mit 0:4 filetiert wird – die Relegationsangst war somit dahin und der Sommerkick endgültig eröffnet!
Plötzlich kam von der Bank das Signal für einen Dreierwechsel. Der S(c)heriff machte sich bereit, auch Simon Rhein lief die Seitenlinie entlang. Und Wechsel Nummer 3? Ein grinsendes Gesicht lief hinterher und lies das Stadion vor Freude erbeben: Pascal Breier, eine der treuesten Seelen (seit Anfang 2018 im Verein) und erfolgreichsten Torschützen bei der Kogge, kam tatsächlich noch für die letzte Viertelstunde zum Einsatz. Pasi klatschte mit Hinterseer ab und lief, sichtlich mitgenommen von seinen Emotionen, aufs Feld. Das gesamte Stadion erhob sich und schallte seinen Namen gleich dreifach durch das weite Rund. Ein absoluter ‘Haut von Gans’-Moment, welcher wenig später noch übertrumpft werden sollte.

Nichts passierte, und doch so viel
Die erste Halbzeit zuvor war irgendwie komisch. Eigentlich verliefen die ersten 20 Minuten so gut wie ereignislos. Und doch hatte das Schiedsrichtergespann gehörig zu tun. Der ehemalige Rostocker Anton Donkor senste an der Seitenlinie Nils Fröling aber mal sowas von um. Doof für ihn. Gerade noch 6 Minuten zuvor hatte er nämlich einen gefährlichen Konter über Pröger nur mit einem taktischen Foulspiel stoppen können. Nun hieß es bereits nach 22 Minuten gelb-rot; ein absoluter Bärendienst für die Eintracht. Ich hab nett gewunken zum Abschied. Doch damit nicht genug: Auf beiden Seiten wurde jeweils ein Tor aberkannt – nach minutenlanger Überprüfung. Der schöne Schuss von Schumi aus gefühlt 30 Metern landete sehenswert im langen Eck. Allerdings stand Hinterseer genau in der Schusslinie und behinderte den ehemaligen Rostocker Nachwuchs-Torhüter Hoffmann im Tor. Schadé!
Und auf der anderen Seite versenkte Ujah den Ball per Kopf zum vermeintlichen Führungstreffer, ebenfalls sehenswert, in die Maschen. Doch auch dieses Tor wurde minutenlang überprüft. Ich bin fast wahnsinnig geworden, doch der Schiri zeigte es an: eine Millimeterentscheidung! Irregulär. 0:0. Dankeschön!
Die schönste zweite Halbzeit der Saison
Fröde mag anscheinend den 34. Spieltag. Schon in der vergangenen Saison traf der Mittelfeld-Abräumer gegen den HSV zum 2:3 Anschlusstreffer. Und auch gegen Braunschweig setzte er nach einem abermals weeiiteen Einwurf von Malone zum Kopfball an und legte das Ding überlegt ins rechte Eck. Air-Fröde is back! Er war nie weg! Und ich war Bier holen…egal. An diesem Tag war alles egal!
Indes kam von den Löwen nach dem Ausgleichstreffer gar nichts mehr. Man merkte ihnen nun endgültig an, dass sie 70 Minuten lang in Unterzahl spielten und unbedingt diesen einen Zähler noch mitnehmen wollten. Doch Hansa schnürte den Gegner immer weiter hinten rein und es begann ein regelrechter Sturmlauf auf das Tor vor der Südtribüne. Malone knallte das Ding an den Pfosten, Dressel an die Latte! Das Leder wollte einfach nicht über die Linie. Und dann kam der Moment für Breier, der völlig frei zum Abschluss kam, den Ball jedoch über das Gehäuse jagte. Ich hatte mir die Hände vor das Gesicht gehalten und dachte mir: “Das wärs. Das wärs gewesen. Ein Tor für Pasi zum Abschluss!”
Doch der Fußballgott hatte noch ein letztes Ass im Ärmel. Wieder stürmten die Blau-Weißen auf das Tor zu. Schumi war auf einmal völlig frei, ich schrie: “Mach! Schieß! Kreis!” Doch Schumi ignorierte das aus gutem Grund. Denn Breier war mit in den Strafraum gelaufen. Schumi sah ihn, wartete kurz, legte quer für Pasi und der versenkte das Ding zum 2:1! Ich hatte Tränen in den Augen. “Pasi, du geile Sau!”, schrie ich. Das Stadion jubelte ausgiebig. Doch zählte der Treffer? Abermals wurde auf Abseits kontrolliert und wieder mal war es hauchzart. Die Sekunden verrannen, doch dann die Entscheidung: Tor! Abpfiff! Sieg zum Abschluss mit einem Finish, dass ein Drehbuchautor nicht hätte besser schreiben können! Sogar der Schiri bekam zum Abschluss noch eine herzliche Umarmung von unserem Torschützen.
Nachdem im Stadion verkündet wurde, dass Heidenheim in der 99. (!) Minute das 3:2 geschossen hatte, sodass der HSV wohl auf immer und ewig in der 2.Liga gefangen zu sein scheint, machte den Tag erst recht perfekt!
Danke Jungs, für diese aufopferungsvolle Leistung in den letzten sechs Spielen! Glückwunsch nochmals zum Klassenerhalt! Ebenfalls ein großes Dankeschön an Alois Schwartz und das gesamte Trainerteam. Ihr habt den Karren aber mal sowas von aus dem Dreck gezogen. Die Verlängerung bis 2025 war das richtige Zeichen!
Wir alle freuen uns jetzt schon auf die neue Saison 2023/24! Bis dahin, AHU!
*Viel Kraft und alles Gute vor allem für dich, Pasi! Die gesamte Hansa-Familie steht hinter dir!,