Ein Mann mit Torriecher

Er war in der nun bereits abgelaufenen Saison 2022/23 Hauptgarant für die teils sogar sehr gute Saison des Wuppertaler SV in der Regionalliga West: Serhat-Semih Güler. Mit 23 Saisontoren und 9 Vorlagen in 29 Spielen trug der Stürmer aus Köln maßgeblich dazu bei, dass Wuppertal lange ein Wörtchen im Aufstiegsrennen mitreden konnte, ehe sich Preußen Münster schlussendlich doch souverän die Meisterschaft sicherte. Schon bereits in der Vorsaison 2021/22 überzeugte Güler beim Bonner SC mit ganzen 14 Toren und 4 Vorlagen – also kein ‘One-hit-wonder’. Doch der Sprung von der Regionalliga ins Unterhaus ist enorm. Ob er diesem Qualitätsunterschied gewachsen ist, wird sich zeigen. Dennoch: Mit Kevin Schumacher und Ryan Malone haben wir bereits gute Erfahrungen mit ehemaligen Regionalkickern machen können, die ihr Potenzial schon mehr als gezeigt haben und im abgelaufenen letzten Saisondrittel zum Stammpersonal in der Mannschaft gehörten.
Der wuselnde Raumdeuter im Strafraum
Auf dem ersten Blick scheint es so, als würde Güler in das System von Alois Schwartz nicht so recht reinpassen; ist das Offensivspiel (wenn es denn mal gut funktioniert) doch eher ausgelegt für lange und wuchtige ‘Lulatsche’. Mit einer Körpergröße von etwa 1,81 Metern gehört Güler jedenfalls nicht zu den furchterregendsten Torjägern, sofern man dies an diesem Kriterium festmachen möchte. Auch die Zweikampfstärke lässt bei ihm ein wenig zu wünschen übrig – gerade unter Schwartz eine wichtige Zutat für sein von der Physis ausgelegtes Spiel. ABER: Diese Schwächen kann er problemlos kompensieren mit seiner Wendigkeit und Schnelligkeit, vor allem aber mit seiner herausstechenden Fähigkeit, kurz vor oder im Strafraum die richtigen Laufwege zu nehmen, sich abzusetzen und am Ende humorlos die Murmel in die Maschen zu hauen. Güler stiehlt sich, insbesondere bei temporeichen Angriffen, zwischen die Abwehrkette und zieht dann im richtigen Moment seinen Turbo an. Und das klappt (meistens) auch!
Während Güler zuvor in Bonn vermehrt auf den Außen für Furore sorgte, spielte der 25-jährige in Wuppertal ausschließlich auf der klassischen Neuner-Position, wo er nun sein Spiel besser aufziehen kann. Insbesondere bei flachen und scharfgetretenen Flanken in die Box ist Güler eine absolute Waffe, da sein vorausdeutendes Stellungsspiel für die gegnerischen Spieler nur schwer unter Kontrolle zu bringen ist. Gerade bei Schüssen aus der Distanz, die der Keeper nicht richtig festmachen kann, steht Güler nahezu immer goldrichtig und staubt ab. Das sind zwar zumeist keine schönen Tore, aber wer fragt danach schon? Trotzdem bin ich der Meinung, dass Güler erstmal in der zweiten Reihe spielen wird, sofern noch ein neuer Stürmer kommen sollte (bitte!). Ich bin aber der festen Überzeugung, dass er sich in die Mannschaft reinbeißen und ein ganz wichtiger Bestandteil werden wird.
Verstärkung aus dem sandigen Hause!

Mit Janik Bachmann kommt ein Spieler mit einer enormen Präsenz und Wucht zu ins Team. Beim SV Sandhausen gehörte er zu den wenigen tragenden Säulen, die funktionierte und konstant gute Leistungen brachte. Nun schließt er sich den Rostockern an und bleibt somit der 2. Liga erhalten. Bachmann bringt ein besonderes Maß an Erfahrung mit. In der jüngeren Vergangenheit zählen Kaiserslautern, Würzburg und Chemnitz zu seinen letzten Stationen, wo er von vielen unterschiedlichen Trainertypen sehr viel mitnehmen konnte. Zuletzt spielte Bachmann in Sandhausen auch unter Schwartz regelmäßig und belebte die Mittelfeldabteilung ordentlich. Dass er ausgerechnet den Spuren von Alois folgt, könnte Hansa für die neue Saison mehr als zu Gute kommen. Beide Seiten kennen sich sehr gut und wissen, was jeweils vom anderen verlangt und benötigt wird – eine gute und richtungsweisende Kombi.
Ein Kopfballungeheuer
Es ist noch gar nicht so lange her, da traf der Sechser gegen die Kogge mit einem sehenswerten Kopfball ins lange Eck. Er befeuerte somit den Sandhäuser Sturmlauf, der am Ende (zum Glück) nicht belohnt wurde. Jedoch wird allein beim 1:2 Anschlusstreffer allen klar: Diesen Spieler darfst du nie so frei im Strafraum agieren lassen. Ansonsten ist es ein Leichtes für ihn, die Bälle im Netz zu versenken. Drei Treffer und zwei Torvorlagen gelangen ihm in der vergangenen Saison. Auch in der vorletzten Saison trug er sich mit drei Treffern in die Torschützenliste ein – ein Beweis für seine gute Spielkonstanz. Seine Körpersprache ist vor allem bei Standards durchaus mit Respekt zu begegnen. Einschüchtern lässt er sich auf dem Platz jedenfalls nicht. Seine Kopfballstärke wird auch im Mittelfeld besonders zum Tragen kommen.
Mit 1,96 Metern ist auf jeden Fall die Voraussetzung geschaffen für eine rigorose ‘Abräumungsarbeit’ m Luftzweikampf. Dazu ist er extrem stark in den physischen Bereichen und hat das auch mit ganzen acht gelben Karten in dieser Saison mehr als zum Ausdruck gebracht. Ein Spielertyp, den Schwartz besonders bevorzugt.
Da, aller Voraussicht nach, Fröde uns verlassen wird, wäre Bachmann ein sehr guter Ersatz, ja vielleicht sogar ein Upgrade für unsere Mittelfeld-Zentrale um Rhein und Dressel. Unser Analyst Niklas schätzt ihn als “progressiven” Spieler ein, der “vor allem dazu da ist bei Umschaltmomenten den Ball nach vorne zu tragen.” In diesem Sinne lässt sich hier ein vielseitigerer Spielstil erkennen. Ein Spielstil, der uns im so wichtigen Mittelfeld womöglich noch besser voran bringen könnte!
Herzlich Willkommen, Serhat-Semih-Güler und Janik Bachmann! Auf eine erfolgreiche Saison!