Nach Spielende war ich richtig bedient und hatte einfach nur schlechte Laune. Das lag aber größtenteils nicht am Spielverlauf oder am Endergebnis. Man musste einfach eingestehen (ja auch als Koggenfan), dass die Gäste aus Hamburg schlicht weg besser waren mit ihrer individuellen Klasse und einfach konsequenter den Abschluss suchten. Ein verdienter Sieger. Punkt. Das wäre es auch schon zum nüchternen sportlichen Fazit (hier geht es zum ausführlichen Bericht). Etwas anderes ging mir an diesem Tag mächtig gegen den Strich. Doch was war passiert?
In der 64. Minute lieferte sich van Drongelen ein Laufduell mit Flügelstürmer Bakery Jatta. Letztgenannter war schneller am Ball und setzte an der Außenlinie zum Sprint an Richtung Hansa-Strafraum. Verteidiger van Drongelen wusste sich nicht anders zu helfen und versuchte die Situation mit einer Grätsche zu entschärfen und traf den Gambier am Fuß. Ein klares Foul. Natürlich sprang dennoch das ganze Stadion auf und beschwerte sich vehement über die Schiedsrichterentscheidung. Ich natürlich auch. Ich meine: Es war Nordderby. Da kann man schon mal aus dem Sattel gehen. Selbst bei einer komplett richtigen Entscheidung des Unparteiischen.
Doch unmittelbar nach dem Foul platzte mir erst recht die Krawatte, als ich, stehend im Ostblock, affenähnliche Geräusche unmittelbar ein paar Reihen hinter mir vernahm. Ich drehte mich fassungslos um. Und da war ich in meiner Reihe bei weitem nicht der Einzige. Als die drei ‚netten‘ Herren (einer hatte übrigens sein Kind dabei) während der Vorbereitung des Freistoßes abermals zu einer Zirkusshow ansetzen wollten und wie wild umher sprangen, war bei meinen Nebenleuten und mir endgültig das Maß voll: „Ey, ihr da oben! Seid ihr mit dem Kindergarten fertig oder habt ihr immer noch nicht genug ‚Activity‘ gespielt?!“, brüllte jemand in deren Richtung. Ich wurde anschließend auch nochmal dezent laut und tippte dabei wie wild mit dem Zeigefinger auf die Stirn.
Viele fanden das danach stattfindende ‚Sprüchefeuerwerk‘ auf der Tribüne ziemlich amüsant und konnten sich das Lachen nicht verkneifen. Das hat mich jedenfalls nicht glücklicher gemacht in dieser Situation. Warum auch? Der eigentliche Kern und vor allem Ernst, der hinter diesem Vorfall steckte, wurde mit der ‚sanften’ Reaktion der meisten Fans sofort wieder unter den Tisch gekehrt und im Keim erstickt. Das ist schade! Bei allen Emotionen auf und neben dem Platz: Rassismus gehört weder ins Stadion, noch sonst irgendwo hin! Sowas darf einfach nicht passieren. Doch diese Botschaft ist bei so manchem immer noch nicht angekommen. Selbst mit teils über 40 Jahren Lebenserfahrung.
In diesem Sinne: Hoffen wir in Bielefeld auf ein besseres Spiel für uns sowohl auf, als auch neben dem Platz!