Mit Vorschusslorbeeren kam er nicht

Ein Ü30-Spieler wechselt mit einer Ablöse vom damaligen Absteiger Würzburger Kickers zum F.C. Hansa Rostock und musste sich beweisen. Das tat erauch am Anfang, indem er innerhalb von vier Spielen zwei Tore gegen Heidenheim verbucht hatte. Eines davon, und zwar jenes in der DFB-Pokal-Erstrunde in der 120. Minute, war sogar so immens wichtig, dass man noch Größeres von ihn erwarten könnte. Das tat er aber nicht. Seitdem kam kein einziger Scorer hinzu. In dieser Saison (22/23) wurde er lediglich sechs Mal eingewechselt und verbucht insgesamt 77 Minuten auf den Platz. Höhepunkt der Misere war seine Suspendierung von Ex-Coach Härtel. Step by Step wurde die Ablehnung, in Teilen auch Hass, größer.

Fußballfans können böse sein - Besonders online
Social Media kann zu Depressionen führen. Ob es Influencer sind, die das eigene Selbstbild ins Negative verschieben, oder Hasskommentare jener, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihr trauriges Leben durch die Zerstörung anderer zu kompensieren. Gerade Personen des öffentlichen Lebens müssen dabei Nerven aus Drahtseilen besitzen, um sich nicht von solchen Einflüssen runterziehen zu lassen. Aber eben jene genannten Drahtseile bringen anscheinen nichts.
Vertraut man der Studie der University of Arkansas, dann ist es vom Persönlichkeitstyp unabhängig, ob man durch Social Media depressiv wird. Bei Ridge Munsy sind es die Kommentare, die auf Basis mangelnder Leistung für psychischen Druck sorgen. Dabei geht es auch in großen Teilen unter die Gürtellinie. Der Höhepunkt wurde erreicht, als er von einer Person (es sei zu hoffen, dass es kein Sympathisant von Hansa ist) rassistisch beleidigt wurde. Aber auch innerhalb der eigenen Ränge, wenn man unserer eigenen Community traut, scheint es zu wüsten rassistischen Beleidigungen zu kommen und das trifft nicht nur ihn.

Jetzt mal ehrlich - Hackt's?
Kritik in seiner eigentlich angedachten Form kann Wunder bewirken, aber eben nur wenn es auch Ansätze zur Lösung bietet. Das was Ridge Munsy in großen Teilen widerfährt ist keine konstruktive Kritik, sondern es ist pure Ablehnung des Menschen selbst. Natürlich fing es an, dass die Leistung nicht passte und es ist ebenfalls richtig, dass er sich nach wie vor leistungstechnisch nicht bewiesen hat oder vielleicht auch gar nicht beweisen konnte, aber das was ihn seitens der “Fans” zugemutet wird ist bodenlos beschämend für den Verein und seine Fans selbst. Das Ganze hört dann allerspätestens auf wenn dadurch noch latenter Rassismus hinzukommt.
Antirassismus ≠ Politik
Es ist traurig, dass dieses Totschlagargument nach wie vor wie eine Keule rumgeschwungen wird: Wenn Fans eines Vereins sich klar gegen Rassismus äußern, dann fühlen sich irgendwelche Leute auf den Schlips getreten und relativieren es als Politik, welche nicht ins Stadion gehört. Das ist grundlegend falsch. Fußball ist und bleibt ein weltoffener Sport mit Spielern und Interna unterschiedlichster Ethnien. Wer sich klar gegen Ausgrenzung und Rassismus positioniert, betreibt keine Politik. Es gehört zum gesunden Menschenverstand. Fängt man an das nicht zu verstehen und zu respektieren, dann ist das eigene Weltbild ein ganz düsteres.
Ein Herz für Munsy
Aber zurück zu Munsy und wer hätte es gedacht, zurück zum Fußball. Beobachtet man ihn innerhalb des Teams beispielsweise bei Trainings, dann kann man verstehen warum er trotz der Leistung einen wichtigen Teil der Mannschaft repräsentiert. Was bei Köln Podolski, Großkreutz bei Dortmund oder Kevin-Prince Boateng bei jedem seiner Vereine war, ist Ridge Munsy bei Hansa Rostock. Ein grundlegend sympathischer, wenig vorlauter und bodenständiger Typ, der dem Mannschaftsgefüge guttut und das kann Berge bewegen. Man kann Ridge nur das Beste wünschen und ich hoffe einfach, dass ähnlich wie bei Verhoek irgendwann der Knotzen platzt, und wenn es nicht bei Hansa ist, er viele Tore liefert und seine Hatern zum Schweigen bringt





