Nach einem etwas holprigem Saisonstart konnte die Hertha sich mittlerweile etwas fangen, so holte man aus den letzten 7 Spielen 12 Punkte und setzte sich zuletzt im Pokal gegen den aktuellen Bundesligisten aus Mainz durch. Immer noch unter den eigenen Ansprüchen, aber immerhin schon gebessert.
Circa zeitgleich mit Herthas aufsteigender Formkurve ging es bei unserer rapide bergab, und so stehen aktuell 3 Punkte aus den letzten 7 Spielen inklusive eines Pokalausscheidens gegen Nürnberg für unseren FCH zu buche.
Auch unsere Bilanz gegen die Westberliner versetzt einen jetzt nicht zwingend in pure Euphorie. Aus bisher 26 Spielen konnte die Hertha 13 mal als Sieger hervorgehen, unser FCH immerhin 7 mal und 6 mal endete es in einem Remis. Der letzte Sieg war ein „Auswärtsspiel“ im Olympiastadion, bei dem wir die Berliner mit 3:1 schlagen konnten. A
uf unserer Seite ist die Verletztenliste mittlerweile etwas kürzer geworden, bis auf den kürzlich erkrankten Hinterseer, Brozozwski und Scherff sind zumindest mal wieder alle halbwegs fit, auch wenn wir noch ohne Simon Rhein planen werden müssen. Bei Hertha sieht das ganze etwas problematischer aus. Leistner und Kempf fehlen gesperrt, Palko Dardai, Jeremy Dudziak, Augustin Rogel, Bence Dardai und Ibrahim Manza verletzt. Was die Berliner aktuell so stark macht und wie wir sie schlagen können, darum gehts´s jetzt.
Hertha erwarte ich so:

Hertha mit Ball
Auch wenn es sich diese Saison zwangsweise etwas geändert hat, setzt Hertha immer noch am häufigsten auf Umschaltsituationen, von ihren 22 Toren erzielte die Hertha 15 aus Kontern. Nachdem ihnen der Versuch, den Gegner das Spiel machen zu lassen, zunächst noch etwas auf die Füße fiel, hat man sich dahingehend etwas angepasst und bekommt auch aus eigenem Ballbesitz ganz ordentliche Spielzüge hin. Von hinten raus bauen sie das Spiel dabei mit einer 3er Kette und 2 nominellen 6ern auf, wobei sich meistens der linke Außenverteidiger auf der 6 positioniert, während einer der sonstigen 6er zwischen die Innenverteidiger rückt. Der rechte AV rückt dann etwas höher, sodass man dann in einem 3-2-4-1 steht.

In diesem Aufbau, und generell mit Ball, hat Hertha sehr viele Leute in der Mitte, weshalb der Gegner logischerweise kompakter stehen muss. Das gibt den Berlinern auf den Flügeln sehr viele Räume, die sie nutzen, indem man oft hohe Seitenwechsel, meistens auf Reese, bringt. Mit diesem hat Hertha wahrscheinlich den besten 1vs1 Spieler der Liga und dazu einen überragenden Flankenschläger, weshalb er oft nicht auf die Unterstützung eines Außenverteidigers angewiesen ist. Er setzt sich extrem oft mit plötzlichem Tempoanzug gegen seine Gegenspieler durch und schlägt dann extrem variable Flanken, für die die Hertha mit Tabakovic, Prevljak oder, wenn er spielt, Niederlechner, auch sehr gute Anspielpunkte in der Mitte hat.
Die Flankenordnung variiert dabei, weil sie das oft aus dem Umschaltspiel tun. Dabei ist die oft nominelle Unterzahl im 16er aber kein großes Hindernis für Westberlin, weil beide Herthaner Stürmer sich mit ihrem Körper und ihrer Abschluss- und Kopfballqualität trotzdem sehr oft durchsetzen können.
Auch außerhalb dieser Seitenwechsel-Flanken Züge hat Hertha mit diesem Sturm aber extrem gute Anspielpunkte, grade Tabakovic weicht auch sehr oft auf die Flügel aus oder lässt sich fallen, macht dort Bälle fest und leitet sie in die Tiefe weiter. Mit Zeefuik hat man auch auf Rechts einen extrem schnellen und vor allem eher wuchtigen Flügel, der deshalb quasi genau so schwer einzufangen ist wie Reese, bestes Beispiel dafür ist das 1:0 gegen Nürnberg.
Hertha gegen den Ball
Gegen den Ball stehen die Berliner meistens relativ tief. Dabei setzt man auf ein 4-4-2 ab der Mittellinie, weil man damit zwei 4er Ketten und zwei Anläufer hat und somit wenigstens manchmal einen wirklich ordentlichen Block hinbekommt. Pressen tut man meistens dementsprechend auch erst so ab der Mittellinie. Das bringt aber einige Probleme mit sich, weil dadurch, dass man weiterhin mit einer 4er Kette steht, die Halbräume manchmal extrem offen sind und schnelle Stürmer dort sehr einfache Chancen durchs Überlaufen bekommen können. Dazu ist die Hertha auch durch die ganzen Sperren und Verletzungen in letzter Zeit defensiv oft schlecht positioniert, es reicht teilweise ein Doppelpass um vier Leute zu überspielen und 15 Meter weiter vorne zu sein. Prinzipiell ist es ihnen jetzt auch oft zum Verhängnis geworden, dass man ungewöhnlich lange braucht in die Formation zu kommen, obwohl gar nicht allzu viele Leute den Konter mitlaufen. Man bekommt sie sehr oft auf den Flügeln in unabgesicherte 1vs1 Situationen gedrängt und kann dadurch teilweise entweder, wie erwähnt, durch die Halbräume oder über die Flügel Gefahr erzeugen.
Hertha schlagen
Unsere Jungs würde ich so aufs Feld schicken

Was erstmal nach Bunkern aussieht, soll vor allem eins machen: Reese einfangen. Weder Strauß noch Vasiliadis und auch nicht Van der Werff können den Flügel alleine einfangen, deswegen soll er quasi gedoppelt werden. Wenn Strauß ihm den Laufweg zu macht, während entweder VDW oder Vasiliadis ihn anlaufen, wird auch Reese schnell mit seinem Latein am Ende sein. Viel Unterstützung bekommt er nämlich meistens nicht und ich will unbedingt diese 1vs1 Situationen verhindern. Man würde jetzt denken, dass das dann die Mitte öffnen würde, aber mit den verbleidenden zwei Mittelfeldspielern und einem zurückrückendem Singh kriegt man es eigentlich trotzdem nominell ordentlich zugestellt. Immer wird man ihn, oder auch Zeefuik/Kenny auf rechts, aber nicht eingefangen bekommen, und genau da soll dann Hüsing helfen. Er spielt vor allem, weil ich unbedingt jemanden brauchte, den Prevljak/Tabakovic nicht einfach so wegschieben können, und da wir bis Sonntag wohl kaum einen Wrestler verpflichten werden, wäre er da eine sehr gute Option. Dazu soll dann immer der jeweils ballferne 6er zurückrücken, um bei Flanken für den ersten Pfosten 2 Abdecker zu haben.
Hertha wird dieses Spiel gegen uns dominieren, dementsprechend viel den Ball haben und dadurch noch mehr Räume bieten. Mit David, Van der Werff und Singh haben wir 3 sehr sehr gute Passspieler, die exakt diese Räume bespielen sollen und mit Güler und Brumado 2 sehr ordentliche Spieler zum Belaufen dieser. Brumado ist so ein bisschen als Anspielpunkt dafür zu sehen, mit ein bisschen mehr Unterstützung ist er aber auch nochmal deutlich mehr als das. Güler ist vor allem ein wahnsinnig guter Dribbler und hat eine extreme Energie. Die Entscheidung gegen Kinsombi fiel hier nicht einfach, ich denke prinzipiell aber, dass Güler als Spielertyp insgesamt besser in dieses Spiel passt. Dazu werden wir mit Rossipal, David, Van der Werff und Singh eigentlich auch gute Möglichkeiten haben, das Spiel selber etwas zu gestalten, wird aber bei der aktuellen Ergebnisskrise und dem Umstand, dass wir das sonst bisher quasi nie gemacht haben, eher selten passieren. Falls doch, ist es empfehlenswert, vor allem über Herthas Linke Seite zu spielen, weil Karbownik oft aus der Position fällt und Reese nach Ballverlust sehr weite Wege zurück hat.