Aller Anfang ist schwer
Es war der 21.05.2017. Hansa Rostock beendet ein weiteres Jahr 3. Liga auf einem Mittelfeldplatz und das Landespokalfinale gegen den MSV Pampow steht kurz bevor. Ich bin damals gerade mal 16 Jahre alt, auf dem Gymnasium in meiner Heimat in Brandenburg und extrem an einem Journalismusstudium für die Zukunft interessiert. Da ich dafür Referenzen brauche, ich sowieso seit Kindesbeinen ein Hansa Fan bin und ich schon einen Blog über American Football schrieb (welcher sich nicht lange hielt), setzte ich mir in den Kopf, ebenfalls über den F.C. Hansa Rostock meine Gedanken ins Internet zu schreiben. Und so begann es.
Ein paar Tage später wurden dann die Beine in die Hand genommen – es ging zum besagten Landespokalfinale nach Neustrelitz. Live vor Ort schrieb ich dann meinen ersten Spielbericht. Mit 3:1 gewann die Kogge und zog somit in den DFB-Pokal ein. Damals trug die Seite noch den Namen @diekogge, inspiriert vom ikonischen Stadionmagazin. Interessiert hat es kaum jemanden, aber ich blieb am Ball! Über den Sommer kam dann Pavel Dotchev an die Küste. Ich wusste es damals noch nicht, aber mit der Gründung meines Blogs sollte auch eine Blütephase des FC Hansa Rostock eingeleitet werden.
In den ersten Tagen habe ich glücklicherweise viel Unterstützung erfahren können. Recht früh wurde Jonas, seinerseits Betreiber der Seite @buli_kmpkt auf mich aufmerksam und wir tauschten uns rege aus. Mit diesem Support gelang es mir, zum Ligastart 2017/18 schon eine kleine Community aufgebaut zu haben. Die Designs, die Texte, die Ideen – alles musste selbst entwickelt werden. Schon früh nahm das ganze also viel Zeit in Anspruch. Doch eins blieb in den 6 Jahren stets gleich – es macht wahnsinnig viel Spaß!
Die ersten Jahre
Frisch aus der Sommerpause ging es für den neuen Coach Dotchev zu den Sportfreunden Lotte. Auch das zweite Spiel, welches ich auf meinem Blog analysierte, war ein Sieg! Mit 2:0 gewann die Kogge damals. Der Saisonverlauf daraufhin war voller Aufschwung, jedoch ohne extrem erfolgreich zu sein. Besser als in den vergangenen Jahren war der Fußball jedoch allemal! Es kehrte Spaß am Fußball in die Hansestadt zurück. Das absolute Saisonhighlight war natürlich die 5:3 Aufholjagd gegen Fortuna Köln und der langersehnte 1:0 Derbysieg gegen den 1. FC Magdeburg. Sogar auf die Aufstiegsplätze durfte man zeitweise schielen. Am Ende landete man auf Platz 6 – eine enorme Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren. Pavel Dotchev war beliebt und mein Blog lief gut. Alles war bestens!
Im Sommer dann der finale Namenswechsel. Nachdem der Kanal anfangs “Die Kogge” und kurzzeitig “Hansa Kompakt” hieß, hatte ich einen grandiosen Einfall! 65Journal soll der Kanal von nun an heißen. Ich entwickelte ein rudimentäres Logo, legte mich auf eine Schriftart für die Designs fest (welche bis heute dieselbe ist) und legte los. Im vergangenen Jahr hatte ich einiges gelernt und war schon etwas fortgeschrittener mit meinen Designs. Neue Konzepte wurden ausprobiert und ich versuchte stets euch – die Hansa Community – miteinzubeziehen. Der Austausch mit Fans aus allen Ecken Deutschlands (und sogar der Welt) machte die Arbeit mit der Seite umso schöner. Viele Freundschaften entstanden daraus. Meine Ideen und deren Umsetzung kamen gut an. Für all dieses positive Feedback bin ich seit jeher extrem dankbar.
Ein Jenser kommt herein
Nachdem die Saison 18/19 furios mit dem legendären 2:0 Sieg über den VfB Stuttgart gestartet ist, ebbte diese Euphorie schnell ab. Dotchev war zwar beliebt bei den Fans, soll aber das Team nicht mehr final erreicht haben. Zum Jahreswechsel dann der Paukenschlag: Pavel Dotchev muss nach knapp anderthalb Jahren wieder den Posten räumen. Es kam zur ersten “Profilbildaktion” in der Geschichte von 65 Journal. Da eine große Masse an Fans Zweifel an der Entscheidung hatten, rief ich dazu auf, Flagge zu zeigen. “Pro Dotchev” war damals das Motto. Gebracht hat es nichts, aber Zusammenhalt wurde bewiesen. Zum damaligen Zeitpunkt konnte man sich kaum einen besseren Mann für den FCH vorstellen als besagter Dotchev. Doch in Retrospektive ist man wohl immer etwas schlauer.
Kurz nach Neujahr 2019 wurde ein neuer Trainer samt neuen Sportchef vorgestellt. Der frsich ins Amt behobene Martin Pieckenhagen berief Jens Härtel – seinerzeit Erfolgstrainer in Magdeburg – ins Amt. Mit dieser Entscheidung war man dann schlussendlich schon damals zufrieden. In einer Analyse zur Situation schrieb ich im Dezember 2018: “(…) und wenn man nach einer kleinen Talfahrt nun wirklich den Mann, der den Erfolg zurück nach Rostock brachte, herauswerfen will, dann MUSS man ihn eigentlich mit jemanden wie Härtel ersetzen.” Danke, dass du auf mich gehört hast, Piecke.
Das Ende von 65Journal 1.0
Den einfachsten Start hatte “Jenser” jedoch nicht. Doch bald schon fing sich die Truppe und die Saison wurde erneut grundsolide auf Platz 6 beendet. Im Sommer fasste ich mir dann ein Herz – nach abgeschlossener Schulausbildung sollte mein Weg aus dem ländlichen Brandenburg nun in meine Heimat des Herzens führen – ich wurde nun tatsächlich ein Rostocker. Doch das Schicksal meinte es nicht immer gut mit mir. Im August 2019 kam dann das abrupte Ende des ersten und originalen Blogs. Instagram hatte gerade einen Filter für Urheberrechtsverletzungen erneuert. Dieser führte dazu, dass mein Account ohne Vorwarnung gesperrt und gelöscht wurde. Dies war natürlich mehr als nur niederschmetternd, da schon fast 2.000 Leute zu diesem Zeitpunkt den Kanal aktiv verfolgten. Doch so einfach würde ich nicht aufhören, sagte ich mir.
Also ging 65 Journal 2.0 an den Start. Trivia zu dem aktuellen Account: im Juni 2019 hatte ich die Idee, internationale Hansa Fans anzusprechen, also startete ein englischsprachiger Hansa-Kanal. Dieser wurde nach der Löschung des Hauptkanals kurzerhand zum neuen Hauptkanal umgemünzt. Weiter ging es!
Von Krisen und Aufstiegen
Die Saison 19/20 nahm seinen Lauf und die Kogge war wieder gut drauf. Doch dann das Undenkbare: die Liga muss im März 2020 pausieren. Durch Covid-19 ist jegliche Aktivität bis aufs weitere eingestellt. Auch ich habe mich damals lange fragen müssen, wie man damit umgeht. Wir spielten gegen eigentliche Gegner am vorhergesehenen Spieltag Tic Tac Toe oder verfolgten Julian Riedel, wie er an der Konsole den FC St. Pauli wegschoss. So oder so wurden die ersten fußballfreien Monate recht gut überstanden und im Mai ging es dann auch endlich weiter – jedoch für eine sehr lange Zeit ohne wirkliches Stadionerlebnis. Hansa Rostock startete nach der Zwangspause komplett durch und hatte bis zuletzt die Möglichkeit, auf einen Relegationsplatz zu klettern. Doch am Ende reichte es nicht ganz und Platz 6 war wieder die Ausbeute.
Die neue Saison sollte dann die erste volle in der Corona-Pandemie sein. Man wusste nicht genau, wie es weiter geht, was noch auf uns wartet und wie man damit umgeht. Nachdem am Anfang der Saison die Stadien wieder teils geöffnet waren, mussten wir wieder lange warten, bis die Tore des Ostseestadions sich endgültig öffneten. Die Hinrunde war, wie schon in den letzten Jahren, gut, aber nicht herausragend. Im Winter tätigte man dann mit Türpitz und Rhein extrem clevere Transfers und so ging eine wilde Rückrunde los. Man möge sich ausmalen, wie groß die Eskalation bei Spielen in Uerdingen und Meppen oder zu Hause gegen Saarbrücken und Verl gewesen wäre. Doch auch vor den heimischen Bildschirmen wurde ordentlich gefeiert und am letzten Spieltag – heute vor 2 Jahren – war es dann so weit. Der FC Hansa stolpert vor 7.500 Fans in die 2. Bundesliga! Völlige Ekstase und die schönsten Berichte, die ich je schreiben durfte. Es flossen Tränen, es wurde getanzt und gelacht. Wir hatten es endlich geschafft. Doch die Mission war noch nicht vorbei.
Abenteuer Unterhaus
Der Jahrestag von 65 Journal ist immer ein besonderer. Wir stiegen auf, holten den Landespokal und hielten die Klasse an oder kurz nach diesem Tag. Und wie wir die Klasse hielten! Das Abenteuer 2. Bundesliga war (und ist) etwas ganz Besonderes für mich. Seit jeher habe ich davon geträumt, endlich wieder zurück auf er großen deutschen Fußballbühne zu sein und dabei über meinen FC Hansa zu schreiben. Der Traum wurde in vollsten Zügen genossen und vor allem gelebt! Furiose DFB-Pokal Schlachten, grandiose Siege in der Liga und der goldene Hansa März waren absolute Highlights der Saison.
Die 2. Bundesliga ist ein hartes Pflaster, doch wir haben die erste Saison mit Bravour bestanden. Über das zweite Jahr will ich noch nicht mal viele Worte verlieren – ein umfangreicher Bericht folgt demnächst – jedoch gilt es nun, danke zu sagen!
Gute Freunde kann niemand trennen
In dieser Saison merkte ich vor allem eins: Die Ideen und die Umsetzung dieser sind zeitlich kaum noch möglich für mich. Ich brauche Unterstützung für 65 Journal. Und welch grandiose Jungs ich mir da an Bord geholt habe, könnt ihr inzwischen sehen! Angefangen mit Eric, welcher mir viele administrative Aufgaben abnahm, unsere Website hochgezogen hat und viel Zeit und Arbeit in den Content für euch investiert. Danke, dass du mit dabei bist! Und auch Willem, Niklas, Lorenz, Maurice und Zappi gilt großes Dank. Diese Jungs zählen inzwischen zu unserer kleinen Redaktion und kümmern sich mit viel Herzblut um viele Sachen. Ob es Recherche, Analysen, Berichte, technische Unterstützung oder auch einfach nur Beratung ist – die Jungs sind stets zur Stelle, um euch und allen anderen unseren FCH näherzubringen. Danke an dieses tolle Team!
Und ebenfalls danke an euch! Ohne diese große, eng verwoben und sich stets unterstützende Community würde das alles kaum Spaß machen. Danke für euer Feedback, für kleine Infofetzen, die ihr uns immer mal wieder an die Hand gebt, für alle Freunde, die ich in den Jahren gewonnen habe und auch danke für all die schönen Erinnerungen an tolle Zeiten unseres FC Hansa, welche wir zusammen verbringen und feiern konnten.
Bis dahin, AHU!
-Ole