Hecking ist niemand, der seine Pläne groß über den Haufen wirft, deshalb würde ich sie mehr oder weniger so erwarten wie zuletzt, was schonmal gut für uns wäre:

Nürnberg mit Ball
Im Ball baut Nürnberg gegen die meisten Gegner kurz von hinten auf. Dabei stehen sie in einer etwas versetzten 4er-Kette. Es werden immer zuerst die Außenverteidiger gesucht, welcher dabei angespielt wird, wird danach entschieden, wo man den meisten Platz hat. Gegen Hannover bspw. lief viel über Valentini (rechts), weil Köhn und Hannovers linke Seite generell Nürnberg grade im Mittelfeld viel Platz angeboten hat.

Wenn es nach dem FCN geht, würden sie bis zur Grundlinie auf der Außenbahn bleiben, das klappt aber logischerweise nur selten. Wenn der Weg über außen also zu ist, ist Nürnbergs bester Spieler dran: Lino Tempelmann. Es ist schwierig dafür Statistiken zu finden, aber ich glaube, es gibt wenige Spieler, die mit Ball am Fuß regelmäßig so viele Meter zurücklegen. Unglaublich gute Ballkontrolle, klasse Übersicht, beweglich, guter Abschluss, starkes Stellungsspiel: es gibt wenig, was er nicht kann. Im Ballbesitz nutzt er seine Qualitäten dazu, die Räume auf den Flügeln und in den Halbräumen zu kreieren, die Nürnberg will. Grade im Zusammenspiel mit Moller Daehli, aber auch mit antrittsstarken Stürmern wie Duah oder Lohkemper eine potenziell sehr gefährliche Kombination.
Wenn der Ball dann auf außen ist, kann Nürnberg recht viel Variabilität mitbringen. Entweder man geht ins 1vs1 und spielt den Ball zurück Richtung 11er-Punkt, bringt direkt eine Flanke, spielt zurück auf Tempelmann usw. Wenn man das so hört, fragt man sich, wieso Nürnberg so wenige Tore geschossen hat. Die Antwort dafür ist, dass bei Nürnberg bis auf Duah kein Offensivspieler dieses Jahr auch nur ansatzweise seine Normalform erreicht hat. Daferner, Moller Daehli, Shuranov oder Duman eigentlich alles gute bis sehr gute Zweitligaspieler, aber diese Saison maximal unterer Durchschnitt. In den seltenen Momenten, in denen es beim FCN läuft, läuft vorne dafür alles zusammen und sie sehen aus wie eine Spitzenmannschaft. Dazu fehlt mit Daferners Saison auch ein Abnehmer für die eigentlich wirklich guten Flanken der Nürnberger Außenverteidiger.
Nürnberg hat hier keine richtigen Flügel. Der Plan ist, dass die relativ spielstarken Stürmer immer mit in den Strafraum rücken sollen, wenn die Außenverteidiger auf- oder Moller Daehli rausrückt. So will man versuchen mehr Torgefahr im Strafraum quasi zu erzwingen, auch wenn bisher mit mäßigem Erfolg.
Der Wechsel von Valentini zu Castrop in den letzten Spielen war deswegen sehr wichtig für die Mittelfranken. Er bringt neben seiner 1vs1 Stärke viel mehr Tempo und Dynamik mit als Valentini und wird auch gegen uns einer der, aus unserer Sicht, nervigsten Spieler des FCN.
Nürnberg gegen den Ball
Dieser Teil wird sehr kurz, weil es nicht viel Interessantes zu sagen gibt. Beim kurzen Abstoß läuft recht hoch Mann gegen Mann im 4-2-3-1 an. Dabei wird beim Nachrücken oft ein ziemliches Loch hinter der ersten Linie gerissen, weil die letzte Linie nicht hoch genug aufrücken kann, um das zu kompensieren. Rückpässe sind logischerweise Pressingauslöser Nr.1, grade für Moller Daehli, der oft gut nachsetzt. In Nürnbergs Doppel 6 soll Florian Flick den defensiven Part übernehmen und sie gegen lange Bälle absichern, aber auch das klappt nur bedingt, weil er dabei oft in ziemlich großen Räumen quasi alleine ist.
Herangehensweise
Ich würde uns so ins Spiel schicken:

Das sieht erstmal sehr defensiv aus, das ist aber tatsächlich nicht der Hauptfokus. Wie erwähnt, kommt Nürnberg gerne über die Flügel. Wir haben keinen defensiv starken Linksverteidiger, deswegen muss man das kompensieren. Dressel und Neidhart spielen, um gegen den Ball herauszurücken und die Flügel dichtzumachen. Dann kommt wie erwähnt Tempelmann ins Spiel und auch dafür spielen die beiden. Mit seiner Beweglichkeit und seinem Antritt wäre Fröde mMn der falsche Gegenspieler für ihn, da passen, je nach Situation, Dressel oder Neidhart mMn deutlich besser. Ananou hat hoffentlich wieder die Fitness, um 90 Minuten zu schaffen. Wenn ja, sollen er und Schumacher sich beim Aufbau hinten halten. Der Plan ist es nicht, den Ball kurz herauszuspielen, sondern Nürnberg zu locken, um das angesprochene Loch hinter der ersten Pressinglinie mit einem Ball von Fröde oder RVD darüber auszunutzen. Dressel kommt auch hier wieder zur Geltung, weil er den Ball gut tragen kann und den Platz dafür definitiv hätte. Simon Rhein hat lange nicht von Beginn an gespielt und ist im Ansehen gefühlt deutlich gesunken, er ist aber finde ich an einem guten Tag einer der technisch besten bei uns, was wichtig wäre, weil er beim Aufbau das Ziel ist. Er soll die Bälle im Optimalfall verteilen, u.a. auf Hinterseer. Gegen Lautern und Sandhausen fand ich den Österreicher in der Luft sehr überzeugend, was vor allem daran lag, dass er gut auf die Halbräume ausgewichen ist und somit öfter mit tendenziell kleineren Spielern in die Luftduelle gegangen ist, genau das ist auch hier wieder der Plan. Brown und Horn sind jetzt keine Zwerge, im Vergleich zu Hinterseer mit 1,80 und 1,83 aber eigentlich keine Gegner in der Luft. Generell fand ich das Zusammenspiel zwischen Hinterseer und Pröger in den letzten Spielen sehr interessant. Pröger soll, genauso wie Fröling auf der anderen Seite, mit Tempo aus dem Raum im Mittelfeld das 1vs1 suchen, denn da hat grade Lawrence, aber auch Horn große Probleme mit und auch Castrop ist da nicht der Sicherste.