Die Gastgeber erwarte ich in dieser Grundformation

Kaiserslautern mit Ball
Lautern ist sehr selten in der Situation, selber das Spiel gestalten zu müssen (42,1 % Ballbesitz), deswegen wird dieser Teil nicht allzu ausführlich. Viel von dem, was sie mit dem Ball machen, beruht auf ihrer Arbeit gegen den Ball. Im eigenen Ballbesitz gibt es auch ein paar Vorgänge, die Lautern immer wieder durchläuft. Die Flügel werden immer durch die hohen Außenverteidiger und die Außenstürmer doppelt besetzt, denn ihr Matchplan lautet: Flanken. Diese kommen, gerade von Opoku, Zimmer oder Zuck, oft ziemlich gut und variabel, also hoch, halbhoch, auf den ersten oder zweiten Pfosten, weich, scharf usw. Boyd ist meistens logischerweise Anspiel Option Nr.1. Er soll entweder gleich abschließen oder den Ball verlängern, Räume schaffen, festmachen, die Aufgaben eines Zielspielers eben. Aus eigenem Abstoß ist die Aufgabe meistens, schnell ins letzte Drittel zu kommen, anstatt kontrolliert. Auch hier ist Boyd wieder Fixpunkt, aber bei gegebenen Räumen spielt man auch gerne über die Außen, meistens auf Opoku, von wo es dann wie gewohnt weitergeht. Zu erwähnen ist noch Marlon Ritter. Er ist ein sehr flexibler Spieler, der in seiner Karriere schon ziemlich viele nominelle Positionen besetzt hat und das zieht sich auch bei Lautern durch. In Lauterns Ballbesitzphasen rückt er von seiner aktuellen Position (6) ziemlich hoch mit auf und besetzt den Halbraum, wie natürlich auch den Strafraum bei Flankensituationen.
Um hier nahtlos anzuschließen, geht es jetzt kurz um ihre Strafraumbesetzung (perfekte Überleitung, oder?). Diese ist, da Lautern sehr oft aus Umschaltmomenten kommt, eher Klasse statt Masse und sehr flexibel. Was jedoch eine Konstante darstellt, ist die Raumbesetzung. Konkret meine ich damit, dass sie 4 von diesen Räumen bei Flankensituationen quasi konstant besetzt kriegen, den ballfernen Halbraum manchmal auch doppelt (wenn der AV mit reinschiebt).

Dazu schiebt die ganze Offensivreihe nach Ballgewinn sehr schnell mit nach vorne, was dann so aussehen soll (Ball exemplarisch bei der 25).

Das ist so ziemlich schwer umzusetzen, auch wenns einfach klingt, und für Gegner immer wieder eine ziemliche Herausforderung, denn auch wenn jeder weiß, dass der Anspielfokus ganz klar auf Terrence Boyd liegt, gibt es zumal noch andere Gegenspieler im 16er, die ja auch gedeckt werden müssen. Das schafft Boyd oft den Platz, den man in vielen Situationen bei ihm sieht und bei denen man sich fragt “wie kann der so frei stehen”.
Terrence Boyd
Bevor es um Lauterns Spiel gegen den Ball geht, möchte ich hier noch ein paar Worte zu Terrence Boyd schreiben, denn Lautern ist extrem abhängig von ihm. In vielen Punkten kann man mMn Parallelen zwischen unserer Verhoek Abhängigkeit letztes Jahr und dem Fokus auf Boyd dieses Jahr ziehen. Ganz so extrem ist es zwar nicht, (Verhoek letzte Saison bei 44 % unserer Tore direkt beteiligt, Boyd bisher bei 33 %), aber trotzdem geht ohne ihn wirklich wenig und das ist irgendwie auch logisch. Bei dem Fußball den Lautern spielt, ist man offensiv zwangsweise auf einen Zielspieler angewiesen und außer ihm hat man niemanden im Kader, der diese Rolle auf Zweitliga Niveau ausfüllen kann, wie man jetzt gerade gegen Regensburg wieder sehen konnte. Das Stellungsspiel im Strafraum, den Abschluss, seine Körperlichkeit und sein Timing hat sonst so keiner. Er spielt aktuell wahrscheinlich die erfolgreichste Saison seiner Karriere und das mit 33 (noch eine Verhoek Parallele).
Kaiserslautern gegen den Ball
Lauterns Prunkstück ist wahrscheinlich ihre Defensive. In dieser Saison haben mit Darmstadt, Heidenheim, Paderborn und St. Pauli bisher nur 4 Teams weniger Gegentore kassiert als die Pfälzer. In erster Linie liegt das daran, dass Lautern quasi nie ins Risiko geht. Gegen den Ball steht man am besten im oben gezeigten 4-2-3-1 und greift den Gegner beim Aufbau quasi nicht an, Beispiel aus dem Regensburg-Spiel.

Relativ oft sieht man Situationen, bei denen der gegnerische Verteidiger den Ball bis zur Mittellinie tragen kann, ohne großartig unter Druck gesetzt zu werden und das spiegelt sich auch in den Defensivstatistiken der Offensivspieler wider. Lautern macht das aber natürlich nicht aus Lauffaulheit, sondern um einen extrem kompakten und tiefen Block zu schaffen, der Mannschaften im Aufbau kaum andere Möglichkeiten als lange Bälle oder riskante Aktionen, also recht wahrscheinliche Ballgewinne für den FCK, lässt.
Der Raum auf den Flügeln, der dabei zwangsweise geöffnet wird, ist Kaiserslauterns gefühlt einziger Pressingauslöser. Wenn der Ball bspw. auf den Außenverteidiger gespielt wird, rücken sofort alle Spieler in Ballnähe auf die möglichen Anspielstationen, die es nach vorne gibt und manchmal läuft sogar jemand an! Damit zwingt man den Ballführenden, die Situation möglichst schnell zu lösen und auch hier gibts wieder 2 Möglichkeiten: Ball nach hinten und das ganze Spiel beginnt von vorne, oder ein riskanter Ball (oder ein Dribbling) in die winzigen Räume zwischen den Gegenspielern, aber auch das Risiko, dann in einen extrem gefährlichen Konter, oder bei Lautern: ins offene Messer, zu laufen. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist das 1:0 gegen den HSV, auch wenn es nicht eine direkte Aufbausituation war.
Es gibt natürlich auch Teams, die diesen Block schon geknackt haben, aber wir haben leider weder (in der Menge) die technischen Qualitäten von Magdeburg, St. Pauli oder Paderborn, um uns einfach durchzukombinieren, noch die Effizienz oder Wucht von Heidenheim bzw. Darmstadt, also bleibt die Frage: was tun?
Herangehensweise
Der Hauptfokus in unserem Offensivspiel könnte einfacherer nicht klingen: Die wenigen Räume, die man kriegt, nutzen. Um das nochmal etwas zu konkretisieren: Wenn Lautern flankt, rücken sehr viele Spieler in den Strafraum auf, was bedeutet, dass man wenig bis keine Absicherung hinter dieser Offensivreihe hat, weil der verbleibende 6er inklusive situativ reinrückender ballferner Außenverteidiger logischerweise nicht alles abdecken können. Wenn man also die Hoheit in der Luft im eigenen Strafraum behalten kann, wird man relativ oft vergleichsweise viel Platz haben, um schnell Richtung Lauterer Tor zu kommen. Ein weiterer Raum ist beim FCK hinter den 4 Offensiven. Dieser wird nur von den beiden 6ern gedeckt und technisch starke, bewegliche Spieler haben gegen Lautern aus diesem Raum schon ziemlich oft gefährliche Situationen kreiert, wenn man sie angespielt kriegt (zuletzt Makridis bei Regensburg). Genau dieser Spieler sollte sich aber auch oft fallen lassen, um an Stelle des Innenverteidigers den Platz und die Zeit in der eigenen Hälfte zu nutzen und selber den Aufbau von weiter hinten zu gestalten, wenn er weiter vorne nicht in Szene gesetzt werden kann. Wie gesagt besteht hier viel Risiko, in das dieser Spieler auch gehen soll, aber nur so geht’s verlässlich kurz durch die Lauterer Mauer.
Lauterns letzte Linie hat generell große Probleme mit 1 vs 1 Verteidigung, wo man teilweise sehr einfach von schnellen, beweglichen Spielern düpiert wird.
Ein weiterer Weg wäre, wie Braunschweig oder Sandhausen, grob das, was der FCK macht, quasi 1 zu 1 zu kopieren, aber dafür bräuchte es richtig zweikampfstarke Außenverteidiger und mehr gute physische Präsenz in der Mitte, beides Sachen, die wir nicht unbedingt haben.
Uns würde ich so aufstellen:

Der Plan ist es, defensiv gegen Lautern Mann gegen Mann zu stehen, deswegen auch Dressel und Schumacher. Beide sollen rausrücken, weil Lautern die Flügel doppelt beläuft. Fröde soll grade bei Flanken immer im Strafraum präsent sein, um Boyd irgendwie abzudecken.
Im eigenen Ballbesitz ist Lee der technisch starke, bewegliche Spieler, den ich vorhin genannt habe und natürlich nicht auf seine Position fixiert, er soll eben flexibel sein. Duljevic war hier auch eine Option, aber leider ist sein Endprodukt viel zu unzuverlässlich (bzw aktuell nicht vorhanden) um ihn hier einzubringen. Fröling ist vor allem auch aufgrund seiner Weitschüsse dabei (soll er ganz gut drin sein), weil gegen Lautern sehr oft keine andere Möglichkeit bleiben wird. Außerdem können sowohl Pröger als auch Fröling, Lee oder mit Abstrichen Schumacher Lauterns Tempodefizite in der Mitte auf den ersten Metern ausnutzen.
Es gibt für uns keine perfekte Lösung gegen Lautern, deshalb hab ich versucht, eine Balance zwischen den Herangehensweisen von Magdeburg oder Pauli und Braunschweig oder Sandhausen zu finden.