Hansa siegt durch Doppelpacker Perea in der 113. Minute gegen die SV Elversberg
Was war das für eine unglaubliche Schlussphase? Der FC Hansa Rostock kann sein Auswärtsspiel gegen die SV Elversberg mit 2:1 (0:0) gewinnen. Dabei sah es lange so aus, als verliere man die zerfahrene und umkämpfte Partie. Doch der Wind drehte sich spät, Joker Perea traf nach Zuspielen von Hinterseer doppelt in der 110. und 113. Minute – der Wahnsinn obsiegt in Saarbrücken.
Durchwachsene erste Hälfte
Hansa startet im mittlerweile etablierten 3-4-2-1, welches schon in den vergangenen Partien in verschiedenen Variationen Anwendung fand. Gegen Elversberg agierte man in den ersten 45 Minuten zurückahltend, steht deutlich defensiver als gegen Nürnberg. So presst man den Gegner im Spielaufbau nur in seltenen Momenten und verbleibt häufig im stabilen Abwehrriegel. Somit verhindert man, dass Elversberg in die gewünschten Pressingmomente kommt und sein vertikales und überfallartiges Angriffsspiel initiieren kann. Jedoch hat man kaum Spielanteile zu verzeichnen. Auch hatten die Saarländer die besseren Gelegenheiten. Nach ersten Torannährungen beider Teams kann Faghir in der 23. Spielminute eine Flanke aus dem rechten Halbfeld verwerten. Der dänische Angreifer stand jedoch im Abseits.
Das Offensivspiel der ersten Halbzeit ist allgemein als Stückwerk zu beschreiben, zu häufig spielt man den überhasteten langen Ball, um nicht gepresst zu werden. Zu selten spielt man kurze Pässe, es ist kaum Präzision im Spiel. Dennoch kamen auch die Hansestädter zu guten Gelegenheiten. Schumacher schickt Pröger auf Links, dieser setzt sich im Zweikampf gegen Fellhauer durch, zieht in die Mitte und schließt wuchtig ab. Der Elversberger Schlussmann kann den Abschluss jedoch parieren, Prögers Nachschuss wird geblockt (32‘). In der Folge flachten die Offensivbemühungen beider Teams erstmal ab, die Teams lieferten sich ein umkämpftes Mittelfeldduell. Hansa kam zu zwei kleineren Gelegenheiten, Fröling (34‘) und Dressel (41‘) versuchten es jeweils aus der Distanz.
Elversberg kam zu Ende der ersten Hälfte zu zwei größeren Chancen. Nach einer Ecke zieht Sahin aus der zweiten Reihe, Kolke pariert den wuchtigen Schuss grandios (45′). Den Abpraller kann Sickinger verarbeiten, dessen Abschluss aus 10 Metern nur die Latte trifft (45′).
Elversberg kontrolliert und verwaltet
Die zweite Hälfte startete, wie die erste endete: Beide Teams sind bemüht, es fehlt jedoch die letzte Präzision. Hansa zeigt sich spielerisch leicht verbessert, Elversberg bleibt jedoch gefährlicher und besser im Spiel. In der 55. Minute blockt Neidhart einen Ball von Faghir nach Ecke Jacobsen auf der Linie, Carlo Sickinger drückt die Kugel im Nachschuss über die Linie. Elversberg war das bessere Team und führte verdient. Hansa warf zwar mehr und mehr nach vorne, es fehlte aber die Präzision – man kann nicht wirklich zu Top-Gelegenheiten, die Saarländer wirkten stabil und waren den drei Punkten sehr nah.
Elfmeter im Ludwigspark
Aufgrund zahlreicher Wechsel, etwas Zeitspiel und Unterbrechungen war kaum noch Spielfluss gegeben. Nach einer Ecke von Rochelt erreicht die Kugel Schnellbacher, Singh fällt in ihn herein (90‘). Der letztjährige Top-Torschütze der Mannen von der Kaiserlinde nimmt den Kontakt dankend an, Schiedsrichter Dr. Robert Kampka gibt Elfmeter. Nach minutenlanger Überprüfung wird seine Entscheidung bestätigt. Zu diesem Zeitpunkt glaubte wohl keiner der 1400 mitgereisten Hansa-Fans an einen Sieg.
Kolke pariert, Faghirs Treffer zählt nicht
Elversbergs Aktivposten Jannik Rochelt kann den Elfmeter allerdings nicht im Kasten unterbringen, Kolke hechtet nach links unten und hält den fälligen Strafstoß. Das 2:0 kann er jedoch nicht verhindern, Faghir wird völlig alleingelassen und bringt den Strafstoß im Kasten unter. Auch dieser Treffer wird jedoch nach kurzer Überprüfung zurückgenommen. Aufgrund der zahlreichen Spielunterbrechung zeigt der vierte Offizielle nun 11. Minuten Nachspielzeit an – das Spiel ist noch nicht verloren.
Perea und Hinterseer brillieren – der Wahnsinn in Saarbrücken
Doch auch die Nachspielzeit gestaltet der FCH verhalten. In der 90+8 hatte Boyamba die Entscheidung auf dem Fuß. Der eingewechselte Flügelstürmer ist rechts frei durch, lupft allerdings am Kasten vorbei. Doch der Ball rollt, bis der Schiri pfeift. Hansa gibt sich nicht auf. In der 90+10 erreicht ein langer Ball Perea, der zwar heftig angegangen wird, den Ball aber dennoch weiterleiten kann. Hinterseer drückt den Ball im Zweikampf zurück in die Mitte, wo Perea vor Schlussmann Kristof einschieben kann. Auch dieses Tor wird überprüft, aber der Treffer zählt.
Doch das Spiel ist immer noch nicht angepfiffen, der nächste lange Ball erreicht Hinterseer in der Mitte, der diesen zurück in Richtung der Strafraumkante köpft. Dort steht Perea, der aus 16 Meter klasse vollendet, Kristof ist erneut geschlagen und Hansa hat die Partie gedreht. Wahnsinn, anders lässt es sich nicht beschreiben!
Somit gewinnt der FC Hansa Rostock seine beiden Auftaktspiele und geht mit der Optimalausbeute von sechs Punkten in die DFB-Pokal-Pause. Jedoch sollte man nicht übermütig werden, gegen Nürnberg überzeugte man zwar, war aber nicht eindeutig besser. Der Sieg war vor allem Kolke zu verdanken. In diesem Spiel ist man prinzipiell unterlegen, Elversberg war besser und hätte verdient gewonnen. Beide Siege waren durchaus glücklich, fußballerisch ist es noch ein weiter Weg bis zur Spitze der Liga. Dennoch sollten wir uns freuen dürfen, denn Hansa belegt aktuell die Tabellenspitze. Fußball ist ein Ergebnissport und mit solchen Ergebnissen darf die Saison gerne weiter voranschreiten.
